Jüdisches Museum wird selbständig

■ Langer Streit beendet: Senat garantiert völlige Unabhängigkeit vom Berlin-Museum

Das Jüdische Museum wird im Libeskindbau künftig als eigenständiges Museum bestehen. Der Senat hat gestern einen Schlußstrich unter die mehrjährigen Auseinandersetzungen um die Rechtsform des neuen Jüdischen Museums gezogen und es aus dem benachbarten Berlin-Museum herausgelöst. Er beschloß einen Gesetzesentwurf, wonach das von Michael Blumenthal geleitete Museum ab dem 1. Januar 1999 eine selbständige Stiftung des öffentlichen Rechts sein wird. Damit wird eine Hauptforderung Blumenthals und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin erfüllt.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Streitigkeiten um den Status des Hauses gegeben. Reiner Güntzer, Direktor des Berlin-Museums, hatte immer wieder darauf bestanden, das Jüdische Museum inhaltlich und konzeptionell in das Stadtmuseum zu integrieren. Über diesen Konflikt war bereits Blumenthals Vorgänger, Amnon Barzel, gestolpert.

Der von dem Architekten Daniel Libeskind entworfene Bau in Form eines aufgebrochenen Davidsterns werde über Berlin hinaus als das ausschließlich für ein Jüdisches Museum Berlin geschaffene Museumshaus begriffen, betonte Senatssprecher Butz. Diese Nutzung ergebe sich zwingend aus der besonderen Charakteristik des Gebäudes.

Die künftige Stiftung Jüdisches Museum Berlin habe vor allem die Aufgabe, jüdisches Leben in Berlin und in Deutschland sowie die Wechselbeziehungen zwischen jüdischer und nichtjüdischer Kultur zu erforschen und darzustellen. „Dieser weit über Berlin hinaus wirkenden Aufgabenstellung des Jüdischen Museums mißt der Senat auch mit Blick auf die Funktion Berlins als Parlaments- und Regierungssitz Deutschlands hohe Bedeutung zu“, erklärte der Senatssprecher. Die Arbeit des Museums liege auch im gesamtstaatlichen Interesse. Der Senat erwarte daher Unterstützung von möglichst allen gesellschaftlichen Kräften für dieses Museum, vor allem eine regelmäßige finanzielle Förderung durch den Bund.

Der 120 Millionen Mark teure Neubau soll 2001 eröffnet werden. Blumenthal will ihn aber schon zuvor für verschiedene Aktivitäten nutzen. Alice Ströver, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, begrüßte die Entscheidung zugunsten des Museums als selbständiger Stiftung. Sie kritisierte jedoch, daß die Streitigkeiten die Eröffnung des Hauses verzögert hätten und eine dauerhafte Öffnung erst für 2001 geplant sei. rola