Auf Szenebummel

Wer für das Studium nach Berlin kommt, will meist nicht nur büffeln, sondern vor allem verteufelt viel Spaß haben. Aber wo ist nun der Bär los? Stadtzeitungen helfen weiter  ■ Von Gunnar Leue

Berlin ist ein nerviger, heruntergekommener, der allgemeinen Verpleitung anheimfallender Moloch – das weiß doch inzwischen jeder. Stimmt natürlich alles, aber es gibt sicher Langweiligeres für Leute, die auf der Suche nach aufregendem Leben sind. Manche studieren ja nur deshalb in der Hauptstadt, weil sie dem Mythos der Berliner Szene in etwa so verfallen sind wie die politische Klasse dem Mythos von der neuen Berliner Republik.

Solange die neuberliner StudentInnen noch nicht als Dienstleister im Nebenjob mitmischen, sondern als Konsument auf Spaßsuche, könnte das einzige Problem der fehlende Durchblick sein. Auf Mund-zu-Mund-Propaganda ist da nur begrenzt Verlaß, womöglich landet man dann doch bloß in irgendwelchen Studi-Enklaven. Auch sehr einseitig.

Doch da gibt es Publikationen, in denen sich der Freizeitstromer kundig machen kann. Zum Beispiel die Klassiker: Stadtmagazine wie Zitty, Tip oder Prinz informieren ausführlich und haben einen umfassenden Serviceteil – von Theater-, Kino- und Ausstellungsprogramm bis zu Kneipentips. Außerdem bieten sie im Kleinanzeigenbereich den ein oder anderen ausgefallenen Freizeit-, Liebelei- oder Jobhinweis. Der Haken: Besagte Blätter kosten Geld. Aber es gibt Alternativen, sofern einem die wichtigsten Infos und Service pur genügen. Vor allem in von Studenten potentiell stark frequentierten Kneipen und Örtlichkeiten liegen etliche Gratismagazine aus.

Beispielsweise das 14tägig erscheinende Magazin 030, das besonders dem dancewütigen Szenegänger Anleitung zum Ausgehen ist. Devise: Quantität statt Qualität. Statt ausführlicher Tips findet man viel kleingedrucktes Programm von Klubs und Kinos, garniert mit wenigen Plattenkritiken und ausgewählten Vorschlägen für die Kunstszene.

Wo 030 ausliegt, gibt es meist auch das monatliche Lifestyle- Metropole-Magazin Kultur! News. Das in Hamburg produzierte Heft versucht sich als vollwertiges Stadtmagazin zu präsentieren, was freilich nicht ganz klappt, auch wenn es Geschichten aus dem großen Kulturbusineß offeriert. In das Magazin ist ein spezielles Berliner City Mag eingelegt, in dem neben Konzert-, Kino- und Theatervorschau im Kulturkalender mit Adreßverzeichnis noch kurze Gastro- sowie schräge Shopping- Tips enthalten sind.

Speziell an Musikfans und Konzertgänger richtet sich der 14tägig erscheinende, in jede Jackentasche passende Berlin Guide, vorwiegend zu haben in Musikläden.

Nicht so ausgetretende Pfade auf der Stadtentdeckungstour findet der Neuberliner natürlich woanders. Zum Beispiel beim Fremdenverkehrsverein Marzahn, der ausdrücklich einlädt, ruhig auch mal durch die Platte zu bummeln. Die größte Plattenbausiedlung Deutschlands verfügt schließlich nicht weniger über einen bundesweiten Mythos wie der Prenzlauer Berg, wo eher früher als später jeder Studierende mal vorbeischaut, um den Kommilitonen auf die Füße zu treten.