Türkei erlaubt die Ausreise, doch die Preisträgerin kommt zu spät

■ Türkische Verlegerin Ayșe Nur Zarakolu darf nach massiven Protesten doch zur Frankfurter Buchmesse reisen

Frankfurt/Main (taz) – Die Preisverleihung fand ohne die Preisträgerin statt. Die türkische Verlegerin Ayșe Nur Zarakolu erhielt erst Dienstag nacht um 22.30 Uhr ihren Paß mit der Ausreisegenehmigung zugestellt, der ihr zuvor wochenlang verweigert worden war. Zu spät, um den zum ersten Mal vergebenen International Freedom to Publish Award der Internationalen Verleger-Union gestern persönlich in Empfang zu nehmen. Stellvertretend nahm ihr Ehemann Ragip Zarakolu die Ehrung entgegen, der mit seiner Frau 1977 den streitbaren linken Verlag Belge (Dokument) in Istanbul gegründet hat. Die Erfahrungen der letzten Wochen bezeichnete er zuvor als „Kafka-Geschichte“.

Am 9. September hatte Ayșe Nur Zarakolu einen Paß beantragt und keine Antwort erhalten. Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hatte zehn Tage lang vergeblich versucht, die Ausreise zu erwirken. Die Bemühungen von Außenminister Kinkel blieben fruchtlos, auch der Menschenrechtsbeauftragte der OSZE, Freimut Duve, hatte keinen Erfolg.

Auf der Eröffnungsveranstaltung am Dienstag abend hatte Börsenvereinsvorsteher Gerhard Kurtze erklärt, die Verlegerin komme definitiv nicht. Offenbar hatten die Proteste nun doch Erfolg. Schließlich will die Türkei nicht nur EU-Mitglied werden, sondern hat sich auch als Schwerpunktland der Buchmesse empfohlen – eine Bewerbung, die Kurtze „sehr kritisch“ zu prüfen versprach. Ayșe Nur Zarakolu wird heute in Frankfurt eintreffen. Jörg Magenau

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