■ Vorschlag
: Big Beats, Britpop und Rock'n'Roll: Die Lo-Fidelity Allstars im Loft

Was britische Popmusik angeht, hält man es am besten einmal mehr mit Asterix und Obelix: Die spinnen, die Briten. Feierten sie erst kürzlich ihren Britpop so überschwenglich und chauvinistisch, daß einem übel davon wurde, so tun sie heute alles, um ihn zu bekritteln und begraben. Das ist spaßig, hält bei Laune und schafft Raum für Neues. Ganz ernst nehmen muß man insofern einen Spruch eines Mitglieds der britischen Band Lo-Fidelity Allstars nicht: „I saw the birth of Britpop and it was horrible.“ Die Geburt von Britpop miterleben, einen Schock fürs Leben bekommen und dann eine Band wie die Lo-Fidelity Allstars gründen – so schafft man Legenden und sich selbst einen Platz auf der nach oben offenen Hype-Skala.

Und in der Tat mußten sich die Lo-Fidelity Allstars nicht unbedingt an Bands wie Blur und Oasis orientieren. Es gab zur selben Zeit schon Prodigy und Underworld, die Britpop-Hasser ritten auf den großen und fetten Beats, und in Brighton machte sich ein kleines Label namens Skint daran, diesen Beat zu verfeinern. Mit den Fingern an den Samplemaschinchen und auf der Grundlage des großen Wumm gibt es nun in diesem Jahr eine Menge an unterschiedlichen und doch irgendwie gleichen Sounds. Fat Boy Slim (Rock, Disco), der amerikanische Deejay Punkroc (HipHop), die Freestylers (Reggae) oder eben die Lo-Fidelity Allstars, die live und mit ihren Songs näher an Britpop und Rock 'n' Roll dran sind, als sie vorgeben. Denn neben dem vielen Geblubber und Gezische, den vielen an- und abschwellenden Electro-Beats und den leider immer etwas zu lang geratenen Intros schmeicheln sie sich mit frischen Melodien und den immer richtigen Samples selbst in die Ohren von Leuten, die die ganze BigBeat-Bande nicht mögen und als „Skunk-Rocker“ verunglimpfen. Da hilft auch der durch Dictaphone und Vocoder verzerrte Gesang nichts. Der irritiert zwar zuerst, strukturiert aber die meist recht langen Songs und hält sie zusammen. Ein Schrecken, der also kein Ende nimmt, der Britpop. Gerrit Bartels

Heute mit Indian Rope Man und Daniel Sam ab 20.30 Uhr im Loft