Seltsame Hilfe für Kongos Rebellen

■ Kämpfen weiße Söldner auf Rebellenseite im Kongo mit? Berichte über Hilfe aus Südafrika und den USA häufen sich

Berlin (taz) – Im Krieg um die Demokratische Republik Kongo kämpfen möglicherweise neben regulären Armeen auch Söldnertruppen. Wie aus der von den Rebellen gehaltenen ostkongolesischen Stadt Bukavu berichtet wird, trafen bereits am 30. August mehrere Dutzend „weiße Soldaten“ – US-Amerikaner oder Südafrikaner – in Militäruniformen ein. Sie seien nach kurzem Aufenthalt ins Landesinnere weitergereist. Wenige Tage später wurden von dort heftige Kämpfe zwischen Rebellentruppen und örtlichen „Mayi- Mayi“-Stammesmilizen gemeldet. Eine Gruppe von Weißen soll außerdem Rebellenkommandeur Jean-Pierre Ondekane beraten.

Die Anschuldigung, Söldner aus Südafrika würden Kongos Rebellen helfen, wurde am Montag unter Berufung auf den kongolesischen Staatsrundfunk kommentarlos von Ugandas Regierungszeitung New Vision wiederholt. Die Veröffentlichung auf der ersten Seite unter dem Titel „Kabila: Uganda heuert südafrikanische Kämpfer an“ kann als stillschweigende Bestätigung des Sachverhalts gewertet werden.

Uganda spielt die Hauptrolle bei der Leitung des Kongokriegs auf Rebellenseite und hält nach eigenen Angaben alle wichtigen Flughäfen im Nordosten des Kongo besetzt, damit – so die offizielle Begründung – der Erzfeind Sudan sie sich nicht angesichts des Machtvakuums im Kongo aneignet. In Kisangani, der größten von den Rebellen gehaltene Stadt im Kongo, sind in den letzten Wochen große Mengen ugandische Rüstungsgüter, Soldaten und auch Journalisten und Fotografen gelandet.

Schwunghafte Geschäfte von Apartheid-Militärs

Eine militärische Verbindung zwischen Kreisen in Uganda und Südafrika wäre über Salim Saleh denkbar, Halbbruder und Chefmilitärberater des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni. Er hat seit längerer Zeit geschäftliche Verbindungen zu einem Konsortium, zu dem auch die südafrikanische Söldnerfirma „Executive Outcomes“ (EO) gehört. Sie hat vor allem weiße Kämpfer mit Apartheid-Erfahrung in afrikanische Bürgerkriegsländer vermittelt. Die südafrikanische Zeitung Mail and Guardian berichtete Ende August, EO habe sehr wohl geplant, im Kongo tätig zu werden – allerdings auf Seiten Kabilas. Diese Operation sei allerdings kurzfristig abgebrochen worden.

Statt dessen aber, so die Zeitung, betreibe ein anderer ehemaliger südafrikanischer Apartheid- Militär, Johan Niemöller, schwunghafte Waffengeschäfte mit Uganda sowie mit mehreren exilierten Generälen des früheren zairischen Mobutu-Regimes. Einer von diesen, der mittlerweile in Niger lebende General Kpama Baramoto, habe mit einem ehemaligen EO-Chef Ende 1997 einen Plan ausgeheckt, mit 500 Söldnern das Kabila-Regime zu stürzen. Nachdem das nicht zustande kam, hätten sich dann einige Beteiligte der Vorplanung zur Armeemeuterei von Tutsi-Offizieren im Kongo angeschlossen, die Anfang August ausbrach und dann zum Bürgerkrieg mit Truppenbeteiligung aus Ruanda und Uganda eskalierte.

Neben der Südafrika-Connection wittern Beobachter auch andere ausländische Interessen auf Seiten der Rebellen im Kongo. Kongolesische Quellen sagen, daß US-Militärs an der Planung und Ausführung der Rebellion beteiligt gewesen seien. So hätten sich Mitglieder einer US-Spezialeinheit kurz vor Ausbruch der Revolte in Bukavu aufgehalten.

Eine kongolesische Zeitung berichtete außerdem kürzlich, die südafrikanisch-ghanaische Bergbaufirma „Ashanti Goldfields“ beteilige sich an der Finanzierung der Rebellion im Kongo. Ashanti wolle damit die Kontrolle über die riesige Goldkonzession von Kilo- Moto im Osten des Kongo wiedererlangen, die es nach der Machtergreifung Kabilas im Mai 1997 zuerst bekommen und dann wieder verloren hatte. Dominic Johnson