In Kuba wütet die schlimmste Dürre seit 40 Jahren

■ Ein gut Teil der Ernte ist bereits verloren, die UN helfen mit einem Ernährungsprogramm

Berlin (taz) – Tanklastzüge der Armee prägen seit Wochen das Straßenbild im Osten Kubas. Dort hat die anhaltende Dürre die Wasserreserven auf ein Minimum sinken lassen. Am schlimmsten ist die Situation in der Provinz Holguin, wo mittlerweile 50 Prozent der Bevölkerung über Tankwagen mit Wasser versorgt werden müssen. Die Stauseen sind beinahe leer, die Ernte verbrennt auf den Feldern, Lebensmittel werden knapp.

Landwirtschaftsminister Alfredo Jordán spricht von Tausenden von Hektar an Gemüse, die komplett verloren sind. UN-Spezialisten, die sich seit Mitte Juli in Kuba aufhalten, schätzen, daß 42 Prozent der Ernte in den fünf am ärgsten betroffenen Provinzen verloren sind. Unter den Auswirkungen der auf das Klimaphänomen El Niño zurückgehenden Dürre hat auch die Hauptstadt Havanna zu leiden, wo die Preise für Gemüse auf den Bauernmärkten sich mehr als verdoppelt haben.

Angesichts der Krise hat die kubanische Regierung das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen um Hilfe gebeten. Mit 50 Millionen US-Dollar greifen die UN den Kubanern unter die Arme. Sieben Millionen davon stehen für ein Ernährungsprogramm für die 500.000 direkt Betroffenen zur Verfügung, so James Conway, der verantwortliche UN-Direktor für die Region. Mit den Soforthilfen werden die Programme der kubanischen Regierung ergänzt, die für Kinder, Schwangere und Alte bereits Versorgungsstellen eingerichtet hat. Weitere Mittel sollen für die Errichtung neuer Staubecken und die Verbesserung alter Anlagen eingesetzt werden, um zukünftigen Problemen vorzubeugen.

Geld, das dringend benötigt wird, denn die Ernteausfälle führen zu geringeren Exporteinnahmen und reduzieren damit die Möglichkeiten der kubanischen Regierung, Nahrungsmittel zu importieren. „Und das Rationierungssystem ist ohnehin am Limit angelangt“, meint Conway. Er schätzt, daß der durchschnittliche Kalorienverbrauch in Kuba bei etwa 1.900 und damit unter dem von den UN empfohlenen Satz von 2.100 bis 2.300 Kalorien liegt.

Mittlerweile verhandelt das Welternährungsprogramm mit der US-Regierung über zusätzliche Hilfen – eine delikate Angelegenheit angesichts des US-amerikanischen Embargos. Knut Henkel