■ Vorschlag
: Keep it real mit den Punkrockern – Rancid spielen im SO 36

Denkt man an den amerikanischen Post-Nirvana-Neo-Punk, erinnert man sich vor allem an Green Day und Offspring. Die räumten kräftig ab, die vermittelten den Kids von heute eine Ahnung davon, wie Punk in den späten Siebzigern von England aus die Popwelt revolutionierte. Doch wer Offspring und Green Day sagt, muß auch Rancid sagen. Nicht nur, weil die aus demselben Stall kommen, aus San Franciscos Bay Area, sondern auch, weil sie zumindest in den Staaten nicht weniger hoch gehandelt wurden. Um ihr damals drittes Album „...And Out Come The Wolves“ riß sich 1995 fast die gesamte Plattenindustrie. Madonnas Label Maverick wollte es, Sony Music wollte es, einige andere auch, doch den Zuschlag erhielt einmal mehr das Hauslabel von Rancid: Epitaph, das Label von Brett Gurovitz (Bad Religion), der ja Punk schon mit seiner eigenen Band zum zweiten (dritten, vierten?) Mal so richtig brechen ließ.

Vielleicht einer der Gründe, warum Rancid nicht so berühmt wurden wie die Kollegen: Ist halt immer noch ein Unterschied, ob ein zwar auch schon sehr großes, sich aber trotzdem als korrekt verstehendes Punklabel oder ein Major die weltweite Medien- und Vermarktungsmaschinerie anwirft. Allerdings dürften die, die sich wirklich für Punkrock interessieren, auch schnell auf Rancid gestoßen sein. Ihre Songs sind nicht weniger einfach als die von anderen Punkbands. Und während Green Day die amerikanische Buzzcocks- Variante darstellen und Offspring als ein Zwitter aus Sham 69 und Wire gelten können, haben Rancid sich am meisten bei The Clash abgehört: Der Gesang erinnert an den von Joe Strummer, in ihren Songs gibt es Reggae- und Ska-Elemente, und zwei Songs ihres letzten Albums, „Life Won't Wait“, wurden gar in Jamaika zusammen mit Hepcat und Buju Banton aufgenommen.

„It's real, it's Rancid, and in these times, that's more than enough“, wirbt Epitaph für Rancid. Man bleibt bei seinen Leisten, komme, was da wolle, Punk stirbt schließlich nie. Und das geht zumindest so lange okay, wie es eine Band wie Rancid und ihre wahrlich guten Songs gibt. Gerrit Bartels

Heute, 20 Uhr im SO36, Oranienstr. 190, Kreuzberg