Clements Traumfabrik wird zum Alptraum

■ Subventionsbetrug bei früherem Prestigeprojekt des NRW-Regierungschefs?

Bochum (taz) – Für den CDU- Fraktionschef Helmut Linssen ist es der „größte Skandal in der Geschichte der Wirtschaftsförderung in NRW“. Die Grünen als Koalitionspartner der SPD fordern bereits eine Überprüfung der gesamten Förderungspolitik im Land. In den letzten Tagen kam es zu einer Eskalation im seit Wochen schwelenden Konflikt um die Förderung des Oberhausener Trickfilmzentrums HDO. Am kommenden Montag wird sich der Hauptausschuß des Landtages ein zweites Mal in einer nichtöffentlichen Sitzung mit dem Thema befassen.

Vergangene Woche hatten die Grünen Zweifel angemeldet, ob bei Beginn des Projektes, das als Steckenpferd von Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) gilt, „fundierte Marktanalysen und eine realistische Einschätzung der Chancen“ vorlagen. Nur nach und nach würden Einzelheiten über HDO bekannt. Dies wecke Bedenken „an der Solidität der nordrhein-westfälischen Medienpolitik“. Obwohl fast 110 Millionen Mark an Subventionen in die Firma geflossen seien, könne niemand sagen, ob die HDO jemals wirtschaftlich tragfähig werden könne. Zur Zeit könne ein Kredit über 30 Millionen Mark nicht bedient werden.

Ursprünglich sollte das 1990 als HDTV gegründete Unternehmen Marktführer bei Filmproduktionen für das neue hochauflösende Fernsehen werden. Doch die teure und komplizierte Technik konnte sich am Markt nicht durchsetzen. Deshalb wurde die Firma unter dem Namen HDO zu einem Studio für Special Effects umstrukturiert. Doch auch in diesem Segment konnte sie sich bis heute nicht durchsetzen. Die HDO hatte erst zwei nennenswerte Aufträge: „Dschungelbuch II“ sowie „Tarzan und Jane“. Hoffnung brachte vor kurzem ein neuer Auftrag aus Hollywood. Der deutsche Regisseur Roland Emmerich will in Oberhausen Tricksequenzen für seinen neuen Film „13th Floor“ produzieren lassen. Doch auch dieses Engagement kam nur mit staatlicher Hilfe zustande. Die NRW- Filmstiftung unterstützte die Produktion mit vier Millionen Mark.

Die Landesregierung beteuerte, die Subventionen seien korrekt ausgezahlt worden. Zur Zeit untersuchten Wirtschaftsprüfer die Verwendung der Gelder und hätten noch keine Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten gefunden.

Kritiker aus der CDU erheben einen zweiten Vorwurf: Es liege der Verdacht nahe, so ein Sprecher der Unions-Fraktion, „daß in der HDO SED-Gelder gewaschen werden sollten“. Mitgesellschafter der HDO ist bis heute die EMG Holding GmbH, eine Gründung des heutigen PDS-Vorsitzenden und ehemaligen SED-Kaders Lothar Bisky unter Beteiligung des ehemaligen PDS-Kassenwarts Gerd Pelikan. Die Landesregierung erklärt demgegenüber, der Einfluß der EMG werde konsequent zurückgedrängt: „Seit 1994 hat die EMG in Oberhausen keinerlei Einfluß mehr gehabt.“ Bereits 1996 sei ein Käufer für die EMG-Anteile gefunden worden. Jedoch gebe es wegen des Kaufpreises eine Auseinandersetzung vor Gericht. David Schraven

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