Das Donaudelta

Über achtzig Prozent des etwa 450.000 Hektar großen Donaudeltas gehören zu Rumänien, das restliche Gebiet zur Ukraine. Das Delta gilt als das größte zusammenhängende Schilfgebiet der Erde. Das Alter der Auenlandschaft mit Schilfgürteln, schwimmenden Inseln und Altwasserarmen wird auf etwa 13.000 Jahre geschätzt. Ein Fünftel des Feuchtgebiets liegt unterm Meeresspiegel, höhere Erhebungen sind mit Eichenurwäldern bewachsen. Unterschieden wird im Delta ein Fluß- und ein Meeresterrain. In dem marinen Teil ist der Salzgehalt des Wassers höher, nur hier finden sich die steppenartigen Sanddünen.

Jährlich schiebt sich das Delta durch die Anlagerung von Milliarden Tonnen von Schwemmteilchen, die das Donauwasser mit sich führt, etwa vierzig Meter voran ins Schwarze Meer. Gleichzeitig aber geht die Küstenlinie südlich von Sulina durch Erosion zurück. Verantwortlich für die Erosion sind diverse Stauseen, größtenteils Relikte der Ceaușescu-Diktatur, die die Sedimentmassen – die Nahrung des Deltas – zurückhalten. Dadurch ist das Gleichgewicht von Sedimenteintrag und -abtrag empfindlich gestört. Die Folge: Das Delta schrumpft.

Das süßsalzige Brackwasser des Donaudeltas gibt einer seltenen Flora und Fauna Lebensraum: Pelikane, Seidenreiher, Seeadler, aber auch Zander, Karauschen und Barsche leben hier. Darüber hinaus sind viele Arten der Auenlandschaft bis heute Wissenschaftlern nicht bekannt. Allein deswegen hat der Schutz des Deltas hohe Priorität. Es ist, zusammen mit dem Seengebiet Razim-Sinoe, seit 1990 als Biosphärenreservat ausgewiesen.

Umweltschutzorganisationen wie der WWF bemühen sich um eine Renaturierung des Deltas – mit denkbar einfachen Methoden: Sie öffnen schlicht die Staumauern und sorgen so wieder für eine regelmäßige Bewässerung des Deltas. Wogegen die Naturschützer jedoch machtlos sind, ist der Eintrag von Umweltgiften durch das Donauwasser.

Seit der Revolution 1990 ist der Tourismus in Rumänien stark zurückgegangen. Auch deswegen ist das Donaudelta ein Eldorado für all jene, die es einsam mögen und keinen Luxus im Urlaub brauchen. Für die Einreise nach Rumänien benötigt man einen mindestens noch drei Monate gültigen Reisepaß, das Visum gibt es an der Grenze (Kosten etwa fünfzig Mark).

Einzige Reisemöglichkeit im Delta ist das Schiff, Paddelboottouren im Auenlabyrinth ohne Ortskundige sind aber nicht zu empfehlen – mit jeder Flut ändert sich das Aussehen der Landschaft. Touren auf Hausbooten organisiert Atbad, eine private Tourismusgesellschaft in Tulcea, Fon (0040) 40-514114. uta