Besserung im Westen, doch keine Trendwende im Osten

■ Seit Januar sind in den alten Ländern weniger Menschen arbeitslos als 1997. Saisonbedingter Anstieg im Juli

Nürnberg (taz) – „Es sind immer noch weit mehr als vier Millionen Menschen arbeitslos.“ Mit deutlichen Worten rückte der Vizepräsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Klaus Leven, die Prognose der Bundesregierung, die Arbeitslosenzahlen würden bald die Viermillionengrenze unterschreiten, ins Reich der Phantasie. Ende Juli waren in ganz Deutschland 4.134.464 Arbeitslose registriert, 59.400 mehr als einen Monat zuvor. Die Arbeitslosenquote stieg damit von 10,5 auf 10,7 Prozent.

„Die Tendenz ist deutlich auf Besserung ausgerichtet“, lautet das Fazit der Nürnberger Statistiker. Der saisonübliche Anstieg im Juli fiel dieses Mal äußerst bescheiden aus, und im Jahr zuvor lag die Arbeitslosenzahl noch um 219.800 höher. Daß die Werte schon seit Januar im Westen unter dem Vorjahresniveau liegen, läßt BA-Vizepräsident Leven von einer „Trendwende in den alten Ländern“ sprechen. Die konjunkturelle Belebung strahle „allmählich auf den Arbeitsmarkt“ aus. Ganz im Gegensatz zur Bundesregierung läßt er diese Aussage für den Osten nicht gelten. Dort liegen die Arbeitslosenzahlen erst zum zweiten Mal in Folge unter den Vorjahreswerten. Während die Arbeitslosenquote im Westen nun bei 9,1 Prozent liegt, sind es im Osten 17,4 Prozent.

Rund 40.000 Erwerbslose in mehr als 200 Städten forderten an ihrem siebten Aktionstag gestern erneut wirksame Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit. Einer der spektakulärsten Protestmärsche endete auf dem höchsten Gipfel des Harzes, dem Brocken. Bernd Siegler

Tagesthema Seite 3