■ Nachschlag
: Sympathisches aus Simbabwe - Virginia Mukwesha spielte im Kato

Das Heimatklänge-Festival hält, im elften Jahr seines Bestehens, unangefochten das sommerliche Monopol auf Multikultur in Berlin. Andere Veranstalter sehen mittlerweile davon ab, zur gleichen Zeit mit polyglotten Gastspielen konkurrieren zu wollen. Das ist schade, wo doch gerade in diesem Sommer, der keiner ist, das Bedürfnis nach „Sonnenscheinmusik“, wie Virginia Mukwesha ihr Mitbringsel nannte, doppelt hoch sein dürfte.

Natürlich brachte die Sängerin aus Simbabwe keinen beliebigen Sunshine-Reggae mit ins Kreuzberger Kato, sondern ruhige Mbira- Melodien und swingenden Jiti-Beat, der einige Rastalöckchen ins Rotieren brachte – was die Raumtemperatur im Kato rasch auf tropische Verhältnisse steigen ließ und die Unterbrechung zur Pause als Abkühlungsmöglichkeit rechtfertigte: Luft! Und ein Bier (auch in Simbabwe schließlich das Nationalgetränk).

Überhaupt, Simbabwe: „Jiti ist die Musik für die autogenen Feste der Befreiungskämpfer“, stand auf kleinen Handzetteln zu lesen, die dem Anlaß den für Kreuzberg obligatorischen, politisch bedeutungsvollen Rahmen verliehen. Doch Jiti, der auf dem traditionellen Sound der Region basiert und zu Zeiten des Unabhängigkeitskriegs gegen das rhodesische Siedlerregime ein prima Identifikationsmedium bot, geht, elektrifiziert und urbanisiert, auch mit anderen Botschaften ganz gut: feministischen zum Beispiel, wie Virginia Mukwesha vorführte. Wobei das die Besinnung auf Familienwerte nicht ausschließt: „Achtet die Älteren“, mahnte sie ihre Hörer.

Um der Konzert-Party auch einen pädagogischen Charakter zu geben, führte die Teilzeit-Berlinerin mit kurzen Erläuterungen charmant in Bedeutung und Hintergründe des Dargebotenen ein. So erinnerte sie daran, daß das Spiel des südwestafrikanischen Daumenklaviers, der Mbira, früher eine reine Männerdomäne gewesen sei. Doch damit sei jetzt Schluß, das Instrument längst fest in Frauenhand – nicht zuletzt dank der Pionierleistung von Stella Chiweshe übrigens, Virginia Mukweshas Mutter. Mit dem meditativen Klang der Mbira, der einen beruhigenden Gegenpol zu den erhitzten Jiti- Tanzrhythmen bildete, ließ die Musikerin das Konzert punkt zwölf – wegen der Nachbarn – sachte ausklingen. Daniel Bax

Virginia Mukwesha vor dem Konzert Foto: Veranstalter