Rotes Licht für PDS-Kampagne

„Komitee zur Rettung der Ampelmännchen“ wehrt sich gegen politische Vereinnahmung der Symbolfigur. Partei muß auf Plakataktion verzichten, T-Shirts bleiben erlaubt  ■ Von Gunnar Leue

Der Osten ist im Kommen – jedenfalls im Wahlkampf. Nur kommt bei dem nicht immer etwas Gescheites heraus. Das bewies zuletzt die CDU, als sie die abgewickelte DDR-Illustrierte NBI wiederaufleben ließ und zur Sommerente aufpäppelte. Ganz glücklich lief es nun auch für die ostigste Partei nicht. Die für den Bundestag kandidierenden PDS-Spitzenleute Petra Pau und Lothar Bisky schickten vor wenigen Tagen das Ampelmännchen als „neuen Wahlhelfer“ in die Wahlkampfspur. Doch der blieb nach wenigen Schritten erst mal stecken.

Womit die Ostberliner wohl nicht gerechnet hatten: Aus der „Ständigen Vertretung“ kamen Proteste. Diese fünfköpfige Gemeinschaft besitzt die Rechte am Warenzeichen Ampelmännchen. Zu ihr gehören neben dem Erfinder des Symbols, dem einstigen Verkehrspsychologen Karl Peglau, und dem Ampelhersteller Joachim Roßberg aus dem vogtländischen Wildenfels auch die Pioniere des Geschäfts mit dem legendären Andenkenkram, darunter der Chef des alternativen Nostalgieshops „Mondos Arts“.

Dort hatten die PDSler auch das in Rot statt im angestammten Grün schreitende Männlein entdeckt. Eine Wahlkampfidee war geboren. Also wurden diverse Produkte ganz normal gekauft und „ein bißchen Philosophie drumrumgesponnen“, wie es ein PDS- Wahlkämpfer beschrieb. Die georderten 100 T-Shirts mit dem Überlebenssymbol Ost, dazu Basecaps und 500 Anstecknadeln sollen PDS-Sympathisanten zu einer Wahlkampfspende animieren. Beim Ampelmännchen-Erfinder Peglau hatten sich die Genossen das Einverständnis geholt, den wohl bekanntesten Ostler auf Stimmenfang schicken zu dürfen. Petra Pau und Lothar Bisky waren deshalb stolz, den kleinen Mann von der Straße als PDS-Gehilfen präsentieren zu können.

Doch darüber freuten sich nicht alle Fans des Verkehrslenkers. Insbesondere nicht das „Komitee zur Rettung der Ampelmännchen“, ein 40 Mitglieder umfassendes Gremium, das sich zuallererst „die Rettung der deutsch-deutschen Satire“ in die Vereinssatzung geschrieben hat. Jörg Davids, Vereinsvize und zugleich Mitglied der „Ständigen Vertretung“, benennt das Grundsatzproblem: „Wir vom Komitee verstehen unsere Tätigkeit als eine unpolitische Sache, jedenfalls was die Parteipolitik betrifft.“ Das versuchte er gestern bei einem eiligst anberaumten Gespräch im Karl-Liebknecht-Haus auch der Berliner Parteispitze um Petra Pau klarzumachen.

Die PDSler mußten versprechen, das Ampelmännlein nicht als Symbolfigur im Wahlkampf einzusetzen, beispielsweise auf Plakaten oder eigenen Produkten. „Einzelaktionen“ wie das Tragen von T-Shirts auch auf Wahlkampfveranstaltungen sind jedoch erlaubt. „Das dürfte Helmut Kohl oder ein FDP-Politiker genauso, um unser Anliegen zu unterstützen“, so Jörg Davids zur taz. Nicht allein die PDS will sich die Popularität des ostdeutschen Sympathieträgers zunutze machen. Der entwickelt sich allmählich zum richtigen Werbestar. Inzwischen gibt es ihn auf „Kühne“-Senfgläsern und in Werbeanzeigen einer westdeutschen Pharmafirma, die allerdings das Logo benutzt haben soll, ohne zu fragen.

Ärger gab es auch mit der Band „Fury in the Slaughterhouse“, die die Ostfigur auf das Cover ihres jüngsten Albums nahm. Die Hannoveraner hatten die Lizenz bei jemandem erworben, der sich ebenfalls im Besitz der Rechte glaubt – fälschlicherweise, wie Jörg Davids sagt. Die Band sei aber bereit, an die Ständige Vertretung etwas nachzuzahlen. Am besten laufe es mit dem Kristallhersteller „Leonardo Glas“. Der zahlt und hat seiner Ampelmännchen-Kollektion zudem Anträge für die Komitee- Mitgliedschaft beigelegt. Daraufhin kamen 150 Bewerbungen, zumeist aus dem Westen.