■ Vorlauf
: Ein echtes Kabinettstückchen

„Totalschaden“, 20.30 Uhr, ARD

Polit-Satiren sind Gratwanderungen, die Könnerschaft erfordern: Einerseits müssen sie sich was trauen und mit Zuspitzungen arbeiten, andererseits dürfen sie nicht so übertrieben sein, daß sie in Klamauk abgleiten und unglaubwürdig werden. Entsprechend selten gibt es im deutschen Fernsehen gelungene Filme dieses Genres zu bewundern. Heute aber, gut zwei Monate vor der Bundestagswahl, wartet die ARD mit einem echten Kabinettstückchen auf: „Totalschaden“, geschrieben und inszeniert von Thorsten Näter („Gegen den Strom“) hat eine wohldosierte Mischung aus Biß und Witz. Zudem ist das Stück exzellent besetzt und von einer Detailgenauigkeit, die Spaß macht.

Das Szenario: Wegen eines Krankenhausskandals gerät die Regierungspartei eines Bundeslandes mitten im Wahlkampf in eine schwere Krise. Die PR-Managerin (Katharina Thalbach) des senilen Ministerpräsidenten sieht nur einen Ausweg: der Öffentlichkeit einen neuen, unbelasteten Kandidaten zu präsentieren. Im Mitgliederverzeichnis der Partei stößt sie auf den vermeintlich idealen Hoffnungsträger: Dr. Sebastian Eckhoff (Dieter Pfaff), einen einst von der Stasi verfolgten Ossi, der als Armenanwalt arbeitet. Während die PR-Strategin glaubt, mit einer gründlichen Rasur und einem kurzen Rhetorikkurs sei der leicht verwahrloste Idealist schon auf Kurs zu bringen, hat dieser ein ganz anderes Problem: Der Mann ist psychisch krank, leidet seit dem Unfalltod seiner Frau an einer Auto-Paranoia, die sich in Schüben Bahn bricht.

So verläuft seine Kür zum Polit- Star denn auch völlig anders als geplant und für den Zuschauer höchst pointenreich. Zu den besten Szenen des Films gehören die täuschend echt inszenierten Medienauftritte Eckhoffs. Der sprengt nicht nur diverse Talkshows, sondern weiß auch die Freundschaft eines Reporters vom Magazin Factum zu gewinnen. Letzteres verkauft sich übrigens vor allem dank eines sich in einem Fernsehspot produzierenden Chefredakteurs. Und der ist wirklich schön getroffen. Peter Luley