■ Soundcheck
: Neville Brothers

Gehört: Neville Brothers. Jazzer betonen ab und zu, „all music“ zu mögen. Die Neville Brothers spielten im Docks so auf, als wollten sie zeigen, wie sich „all music“ anhören könnte, wenn sie von einer einzigen Gruppe an einem Abend gespielt würde. Das heißt, wie es klingt, wenn der Club der jazzigen Lebemänner, das Südsee-Mitternachtsorchester und ein paar gospelige Doowop-Poprocker gemeinsam niederkommen.

Speziell Aaron Neville ist dorthin aufgebrochen, wo John Lennon am Ende der 60er Jahre angelangt war. Der Lead-Sänger erinnerte vom Gesichtsausdruck und vom Gesang her an denjenigen, welcher in mittlerer Selbstentzückung nur sagen will, daß dem Frieden eine Chance gegeben werden soll und daß alles in der Liebe steckt.

Da den Akteuren alles so leicht von der Hand zu gehen schien, wunderte man sich für Momente, nicht längst gleiches getan zu haben. Wie diese in den 60er Jahren zu einer anderen Seite durchgebrochen zu sein, auf diese Weise seine Befriedigung geholt zu haben und nun machtvoll über seine eigene Generation reden zu können.

Heikel war nur eins: Die vier Brüder plus Band verhalfen dem Publikum zu der Fähigkeit, diese Aufbruchsstimmung ohne Aufbruch und ohne Brüche genießen zu können. Das Richtige und der Rest von etwas anderem klangen dicht an dicht aus ihren Songs heraus. Die Aufgabe für den Abend lautete also, seine Sympathien zwischen dem Glauben der Brüder an sich und das Schöne und ihrer sonderlichen Abgehobenheit, welche entsteht, wenn man sich Abend für Abend diszipliniert auf der Bühne von der eigenen Angelegenheit selber überzeugt, zu entscheiden. So ließen die Neville Brothers ihr begeistertes Publikum mit dem Eindruck zurück, daß das, was das Beste ist, immer auch die Frage aufwirft, wozu das Beste eigentlich gut genug ist.

Kristof Schreuf/Foto: jms