„Eine weiche Form der Ausgrenzung“

■ Dieter Benisch, Chef der Hamburger Fanprojekte, über die Meldeauflagen für Hooligans vor dem WM-Spiel Deutschland–Kroatien

taz: In verschiedenen Bundesländern verhängte die Polizei diese Woche Meldeauflagen für Hooligans. Was halten Sie davon?

Dieter Benisch: Die Meldeauflagen werden Wirkung zeigen. So gesehen sind sie nicht die schlechteste Methode, mit gewalttätigen Hooligans umzugehen. Meldeauflagen sind eine relativ weiche Form der Ausgrenzung.

Was können solche Meldeauflagen denn bewirken?

In erster Linie sind davon die sogenannten Führungsköpfe der Hooligans betroffen. Kontakte, die die Hools brauchen, um ihre Zusammenkünfte zu organisieren, werden erschwert oder ausgeschaltet. Der eine oder andere wird daran gehindert, Schlägereien anzuzetteln oder sich an ihnen zu beteiligen.

Halten Sie solche Meldeauflagen für rechtmäßig?

Ich bin juristisch nicht so bewandert, um diese Frage beantworten zu können.

Könnte es sein, daß solche repressiven Maßnahmen die Gewaltbereitschaft der Hooligans erst recht anheizen?

Das glaube ich nicht. Ich habe festgestellt, daß Hooligans erstaunlicherweise ein genaues Bewußtsein davon haben, was Recht und was Unrecht ist. Die reden oft davon, die Polizei sei viel zu weich. Mit dieser Haltung liegen sie nahe bei denjenigen, die ein härteres Durchgreifen der Polizei fordern.

Heute abend spielt bei der WM in Frankreich Deutschland gegen Kroatien. Wie bereiten sich Ihre Fanprojekte auf das Spiel vor?

Wir sind an der Fanbetreuung in Frankreich vor Ort beteiligt. Hier in Hamburg werden wir am Abend in einschlägigen Veranstaltungsorten gucken, ob sich da Jugendliche unserer Gruppen aufhalten. Wir wollen vor Ort präsent sein und versuchen, da, wo es notwendig ist, beruhigend einzuwirken.

Können Fanprojekte gewaltbereite Hooligans überhaupt auffangen?

Wir haben seit Jahren regelmäßigen Kontakt zu denen. Hooligans sind auch bei uns im Haus, machen bei Angeboten mit. Wir versuchen, sie in die Fanszene zu integrieren. Für uns sind sie ein Teil der Jugendszene, mit der wir zu tun haben. Für sie sind wir ein Teil einer Erwachsenenwelt, die noch offen mit ihnen redet. Interview: Heike Spannagel