Junkers Bremen

■ Erster Nonstop-Ost-West-Atlantik-Flieger „Bremen“ in Bremen / Bürgermeister Scherf total aus dem Häuschen

Lässig stehen eine Handvoll Security-Guys um den „Ganzmetall-Tiefdecker“ auf dem Marktplatz herum. Ihr Boß spricht unaufhörlich in sein Funktelefon, während die anderen in blauen Bomberjacken eine Kippe an der anderen rauchen. Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe haben sie heute. Sie müssen die Junkers W 33 L Bremen beschützen. Mit diesem Flieger haben Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld aus Bremen, Pilot Hermann Köhl aus Neu-Ulm und Kopilot James Fitzmaurice aus Irland am 26. März 1928 die erste Atlantik-Überquerung in Ost-West-Richtung geschafft. Eine historische Leistung – nicht auszudenken, wenn das Flugzeug gestohlen oder irgendwelche Raritätensammler Auspuffteile abmontieren würden. Schließlich gehört die „Bremen“ nicht Bremen, sondern dem Henry Ford-Museum in Michigan.

Und potentielle Raritätensammler stehen zu Hauf um den abgesperrten Platz um die Maschine herum. So etwa Karl-Heinz Baumeister (76), der die Junkers selbst noch geflogen ist. Er hat ein seliges Glitzern in den Augen. Noch einmal in die Kiste steigen und die Sonne grüßen. Auch Eberhard Platt und Johannes Fangmeyer (beide 75) stehen sehnsüchtigen Blickes an der Absperrung und philosophieren über die Vergangenheit. „Ich war schließlich mit meinem Opa hier an der Ecke Sögestraße, als die Flieger damals 1928 durch Bremen gezogen sind“, erinnert sich Johannes Fangmeyer. „Das war schon ein toller Augenblick damals. Wir wollten doch alle Flieger werden – auch wenn wir noch mit der Holzeisenbahn gespielt haben.“

Daß die drei begeisterten Ex-Piloten den Originalflieger heute zum 70. Jahrestag der Heimkehr der Piloten nach Bremen auf dem hiesigen Marktplatz bestaunen können, verdanken sie dem Verein „Wir holen die Bremen nach Bremen“. Diesem Zusammenschluß mehrer Wirtschaftsunternehmen gelang, was der Politik zuvor nicht gelungen war. Für fünf Jahre erhält Bremen die „Bremen“ als Leihgabe. Heute noch wird sie auf dem Marktplatz zu bestaunen sein. Ab September wird die frisch restaurierte Maschine in einer eigens dafür errichteten Halle am Flughafen stehen.

Auch ihren Namen verdankt die „Bremen“ dem historischen Engagement mehrerer Bremer Unternehmer. Das Unterfangen Ost-West-Atlantiküberquerung wurde von den Mäzenen Friedrich Roselius, Franz Stapelfeldt, Dr. Strube-Bankier und der Haake Beck Brauerei finanziert. Initiiert wurde der Bremer Pioniergeist von Freiherr von Hünefeld, damals Presse-Chef des Norddeutschen Lloyd Bremen, der dann auch mitflog. Gestartet wurde in Berlin-Tempelhof. Nach einem Zwischenstopp in Irland ging es 36 Stunden lang Nonstop nach Greenly Island auf Neufundland. Damit war die erste Ost-West-Überquerung des Atlantik gegen den West-Wind geschafft – ein Jahr nach dem Flug New York-Paris von Charles Lindbergh. Während der Reise waren die drei Männer von verschiedenen Zeitungen bereits als abgestürzt betitelt worden. Als sie aber doch die (Bruch-)Landung mit dem letzten Tropfen Sprit in den Zusatztanks schafften, wurden sie mit Konfettiparaden in USA und Bremen gefeiert.

Gefeiert wurde der Pioniergeist der Piloten gestern auch von Bürgermeister Henning Scherf in der Oberen Rathaushalle. In seinem vertrauten „horrible English“ richtete er seine Rede an die Anwesenden „english spoking friends“. Vor lauter Begeisterung über so viel Historie redete sich Scherf dann so richtig in Rage und betonte den „big push“ der Pioniere für die amerikanisch-europäischen Beziehungen. Ganz aus dem Häuschen war der Bürgermeister schließlich, als er die Tochter des Kopiloten Fitzmaurice sowie die Tochter des Erbauers Professor Junkers begrüßen durfte: „Toll! Eine alte Dame draußen und zwei alte Damen drinnen.“ Jens Tittmann