„Dem politischen Tod von der Schippe gesprungen“

■ Zwei alte Kisten voller Belege haben Schröder-Berater Hombach vor dem Absturz bewahrt. Vorwürfe im Zusammenhang mit Hausbau und „Scheinrechnungen“ sind „widerlegt“

Düsseldorf (taz) – Der politische Absturz des designierten nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Bodo Hombach (SPD) stand letzte Woche auf des Messers Schneide. Gerettet haben den 45jährigen, der zu den wichtigsten Beratern von SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder zählt, letztlich zwei alte Kisten mit Handwerkerrechnungen und die Sammelwut seines Steuerberaters.

Nur weil der Steuerberater die alten Finanzierungs- und Abrechnungsbelege für Hombachs Hausbau über die vorgeschriebenen sieben Jahre hinaus aufbewahrte, konnte die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft C&L Deutsche Revision die Finanztransaktionen rund um den mehr als zehn Jahre zurückliegenden Hombach-Neubau, der knapp eineinhalb Millionen Mark gekostet hat, jetzt im Detail nachvollziehen.

Im Ergebnis kommen die Prüfer zu dem Schluß, daß Hombach für seine Edelherberge 1.491000 Mark bezahlt hat: 500.000 Mark über Eigenmittel, den Rest über Kredite.

Im Rahmen der Ermittlungen gegen führende Manager der Veba-Immobiliengesellschaft, die ihre privaten Handwerkerleistungen im großen Stil über Scheinrechnungen von der Veba haben bezahlen lassen, war auch Hombachs Name gefallen. So mutmaßten Zeugen aus der Veba-Gesellschaft, daß Hombach lediglich ein Drittel seiner Baukosten selbst gezahlt habe. Der Rest sei möglicherweise über Scheinrechnungen von der Veba beglichen worden. Ein Teil der Veba-Managergarde hatte sich über solche Deals jahrelang selbst bedient. Mehrere Topmanager landeten in Haft.

Der frühere Chef der Veba-Immobilien, Ludwig Staender, der wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, hat, wie der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, gegenüber den Ermittlern auch von „Wohltaten“ für Hombach gesprochen.

Von diesen Vorwürfen hatte Hombach erstmals am vergangenen Mittwoch erfahren. Es folgten für den Mülheimer Landtagsabgeordneten hochdramatische Tage: „Zwei Tage hatte ich das Gefühl, ich bin tot.“ Ohne eine Widerlegung der Vorwürfe, soviel stand sofort für alle Eingeweihten fest, hätte Düsseldorfs neuer Regierungschef Wolfgang Clement Hombach am Dienstag dieser Woche nicht mehr zum Wirtschaftsminister berufen können.

Nach dem innerhalb von 48 Stunden erarbeiteten Bericht der Wirtschaftsprüfer zeigte sich Clement am Freitag überzeugt, daß von den Verdächtigungen „nichts übrigbleibt“. Hombach hatte zwar „gehofft“, auch der Spiegel würde nach der „totalen Widerlegung der Vorwürfe“ die ganze Geschichte nicht mehr bringen. Jetzt nutzt Hombach sie als Möglichkeit, die „üblen Gerüchte aus der Welt zu schaffen“, denn „ich habe nichts zu verbergen und gehöre nicht an den Pranger“. Gegen alle namentlich bekannten „Verleumder“ will er „rechtlichen Schritte einleiten“. Nur durch die Belegfunde sei er „dem politischen Tod von der Schippe gesprungen“. Walter Jakobs