Chaos wegen ICE-Checks

■ ICE-Überprüfungen nach Zugunglück führen zu Fahrplanchaos und Wartezeiten

Wegen der technischen Überprüfung von 60 Zügen des Typs ICE1 sind in Berlin viele Züge ausgefallen oder haben sich verspätet. Bei ankommenden Zügen entstanden Wartezeiten von bis zu zwei Stunden, bei abfahrenden bis zu 20 Minuten. Auf der Strecke Berlin– Frankfurt/Main–München, auf der nur ICE Züge der ersten Generation fahren, fielen alle Züge aus. Die Bahn setzte sechs Intercity- Sonderzüge ein und bat die Reisenden die anderen Verbindungen über Bitterfeld zu nutzen. Auch auf den Strecken Berlin–Hamburg und Berlin–Basel verkehrte kein ICE.

Viele Reisende zeigten Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen, fühlten sich aber unzureichend informiert. „Am Telefon hat man mir versichert, daß der ICE nach Düsseldorf pünktlich fährt“, sagte eine Reisende am Ostbahnhof. „Aber jetzt warte ich schon 20 Minuten und werde meinen Termin verpassen.“ In beiden Bahnhöfen bildeten sich an den Auskunftsschaltern lange Schlangen. Die Bahn setzte zusätzliches Servicepersonal ein. Ein Bahnsprecher gab an, daß Reisende teilweise ungünstige Alternativrouten gewählt hätten oder falsch umgestiegen seien. Dadurch seien für viele weitere Verspätungen entstanden. Alle anderen Züge wie IC, Eurocity, Interregio oder auch ICE der zweiten Generation verkehrten aber „wie gewohnt“. Um Chaos beim Wochenendverkehr zu verhindern, will die Bahn weitere Serviceteams auf die Bahnhöfe schicken.

Von den 60 Zügen des Typs ICE1, zu denen auch der in Eschede verunglückte Zug gehört, sind bisher 15 überprüft worden. Sie dürfen wieder mit der Höchstgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometer fahren. Die Bahn gab an, daß keine Mängel festgestellt worden seien. Nach Untersuchungen des Eisenbahnbundesamtes ist ein Radbruch an einem Waggon möglicherweise Auslöser für das Unglück in Eschede gewesen.

Über die Sicherheit der ICEs waren auf den Berliner Bahnhöfen nur wenige beunruhigt. „Autos sind gefährlich, Flugzeuge und Fahrräder auch. Ich fahre gerne Bahn“, sagte Walter Riemer, 81. Einige Reisende blieben aber trotzdem skeptisch. „Ehrlich gesagt würde ich lieber in einem Interregio kellnern“, sagte Mitropamitarbeiter Christian Kaiser.

Voraussichtlich werden ab Montag wieder alle ICE-Züge nach dem Fahrplan verkehren. Dann sollen auch die Aufräumarbeiten in Eschede abgeschlossen sein und die Strecke wieder freigegeben werden. Christian Haase