Hitlergruß in Schweden

■ Ikea-Chef Ingvar Kamprad holt wieder einmal seine braune Vergangenheit ein

Stockholm (taz) – Ein donnerndes „Heil Hitler!“ zum Abschluß einer Ansprache, Kampfrede für den Nazismus in Uniform mitten in Göteborg, Einsammeln von Geldern für die „Bewegung“ und Werbung neuer Mitglieder für die tiefbraune Organisation. Eine mögliche Zukunft als Minister in einem schwedischen Nazi-Staat und der Grund von Ikea gelegt mit geliehenen Nazigeldern. Solche Vorwürfe sind in einer neuen Biographie über Ingvar Kamprad enthalten, den Mann, der die Möbelfirma Ikea gründete und zu einem der weltweit erfolgreichsten Unternehmen dieser Branche machte.

Die Tatsache, daß Kamprad als Jugendlicher von Hitler und seiner Ideologie begeistert wurde – wie im übrigen Hunderttausende in Schweden – und sich einer nazistischen Organisation anschloß, wurde erstmals vor vier Jahren bekannt. Damals reagierte „Mister Ikea“ mit einem offenen Eingeständnis und bedauerte diese von ihm als „Jugendsünden“ bewerteten Aktivitäten. Woraufhin schnell wieder Gras über die Sache wuchs – „Nationalheiligtümer“ pinkelt man in Schweden nicht gern öffentlich an. Doch nun scheint Kamprad die braune Vergangenheit erneut eingeholt zu haben.

In Kürze erscheint eine Biographie des Journalisten Thomas Sjöberg, aus welcher am Wochenende Auszüge bekannt wurden. Neben bislang unbekannten Einzelheiten über Kamprads braune Aktivitäten sind es vor allem zwei neue Vorwürfe, die offenbar belegen, daß die „Jugendsünden“ nicht nur umfassender waren, als bisher bekannt, sondern auch länger andauerten. So war Nazi-Chef Engdahl noch 1950 Gast auf Kamprads Hochzeitsfeier. Von der Tageszeitung Expressen zu den neuen Vorwürfen befragt, kann Kamprad sich an vieles nicht mehr erinnern, hält das meiste aber für „möglich“, mit Ausnahme des Darlehens für die Geschäftsgründung: „Die Bewegung hatte doch immer ein großes Problem: und das war an Geld zu kommen.“

War bislang bekannt, daß Kamprad in einer relativ gemäßigten Nazi-Bewegung Mitglied war, hat Sjöberg Dokumente ausgegraben, aus denen hervorgeht, daß er in Wirklichkeit mit der größten und militantesten Nazi-Jugendbewegung zumindest sympathisierte. Die „Nordische Jugend“ war eine genaue Kopie der „Hitler-Jugend“, das Vorbild ihrer Mutter- Organisation, der „Nationalsozialistischen Arbeiterpartei“, waren SA und SS. In einer ihrer wüsten Propagandazeitungen aus der Kriegszeit findet sich auch ein Grußwort von Kamprad.

Der Ikea-Gründer lehnte es ab, an der Biographie mitzuwirken oder sich auch nur interviewen zu lassen. Reinhard Wolff