TuS Walle im harten Abstiegskampf

■ Der Ex-Serienmeister kämpft um den Verbleib in der ersten Frauen-Handball-Bundesliga

Am kommenden Samstag tritt der alte Serienmeister im Frauenhandball, der TuS Walle, in Mainzlar an. Verlieren die Bremer Handballfrauen dieses Spiel, schmilzt der Vorsprung zu Minden auf einen Zähler zusammen und es kommt am 21. Mai zu einem echten Abstiegs-Endspiel. Die Gewinnerinnen können den Klassenerhalt noch über die Relegationsspiele schaffen, die Verliererinnen sind unweigerlich abgestiegen. Die taz sprach mit Walles Manager Hans-Herbert Ludolf, der als erste Sparmaßnahme in der kommenden Saison zugleich das Traineramt übernimmt, über die Chancen zum Klassenerhalt, über den Verbleib der Spielerinnen und die finanzielle Zukunft des gebeutelten Vereins.

taz: Herr Ludolf, rechnet man beim TuS Walle mit dem Abstieg?

Hans-Herbert Ludolf, Manager TuS Walle: Den Klassenerhalt werden wir bis zum letzten Atemzug verteidigen und die jetzige Ausgangsposition ist auch gar nicht so schlecht – wir können es aus eigener Kraft schaffen.

Wie reagieren die Spielerinnen – mit Abwanderungsgedanken?

Die Spielerinnen sind zur Zeit alle verunsichert. Sie können sich unseren Leistungsabfall nicht erklären und meinen angesichts der desolaten Leistung, das Handballspielen verlernt zu haben. Ein Teil der Mannschaft hat aber schon für die neue Saison unterschrieben. Zwei Spielerinnen gehen definitiv: Das sind Susanne Henze und Silke Christiansen, die beide zum Aufsteiger Hessen Kassel gehen. Bei allen anderen ist die Sache noch unklar. Es gibt aber auch Neuzugänge. Worüber ich mich sehr freue, ist Julia Behrens, Jugendnationalspielerin aus Oldenburg.

Was passiert mit ihrer Ex-Nationalspielerin Dagmar Stelberg?

Sie war jetzt eineinhalb Jahre lang verletzt und hat gerade erst einen Comeback-Versuch gestartet. Es bleibt abzuwarten, ob sie in der Lage ist, wieder zu spielen.

Wie sehen angesichts der sportlichen Misere die Finanzen aus?

Wir haben bereits gewaltig abgespeckt und stehen vor weiteren Einschnitten. Dennoch reicht der finanzielle Rahmen, um eine schlagkräftige Truppe sowohl für die zweite als auch die erste Liga aufzubauen. Aber die Zeiten, in denen beim TuS Walle richtig Geld verdient wurde, die sind vorbei.

Wie sehen momentan die Gespräche mit Sponsoren aus?

Wir müssen jetzt auf Identifikationsprozesse setzen. Gerade wenn es uns schlecht geht, sollten Sponsoren bereit sein zu investieren, um dann auch den Aufstieg voll miterleben zu können. Der Frauensport ist leider nicht die große Sponsoringnummer, da man keine Fernsehzeiten präsentieren kann. Dadurch wird die Luft sehr dünn. Im Sponsoringbereich läuft jetzt viel im Bereich der Kompensationsgeschäfte.

Hat der TuS Walle ein Imageproblem – der alte Serienmeister vor dem Abstieg?

In den Zeiten, in denen wir Titel in Serie geholt haben, sind wir natürlich im Geld geschwommen – durch Mäzene wie Herrn Brüggemann, der teilweise Geld wie Endlospapier in den Verein investiert hat. Jetzt müssen wir als eigener Wirtschaftsbetrieb arbeiten und peinlich genau auf die Mittel achten. Wir können froh sein, daß wir durch die WAP-Mittel des Wirtschaftssenators überhaupt eine Lebensgrundlage haben.

Wie weit setzt man beim TuS Walle noch auf die Fans?

Auch dieser Bereich ist dünn geworden. Die Beziehung zu den Fans ist eben auch nicht wie die Mannschaft im Laufe der Zeit gewachsen. Jetzt ist der Erfolg nicht mehr da, also bröckelt das andere genauso schnell mit ab. Wir müssen jetzt ganz verstärkt auf das Identifikationsgefühl setzen.

Fragen: Jens Tittmann