Claus Peymann kündigt politisches Theater am BE an

■ Peymann wird ab 1999 neuer Künstlerischer Direktor. „Theater kontrolliert die Mächtigen“

Der Chef der „Wiener Burg“, Theaterregisseur Claus Peymann, will als neuer Direktor des Berliner Ensembles (BE) in der Hauptsache politisches und zeitgenössisches Theater auf die Bühne bringen. Zudem soll das traditionsreiche Haus am Schiffbauerdamm ab 1999 mit einem Etat von jährlich rund 26 Millionen Mark ausgestattet werden. Peymann kündigte an, daß das BE bis zu seinem Wechsel von Wien nach Berlin technisch saniert wird und zudem eine zweite Probebühne in einem Neubau erhält. Der Direktor der „Burg“ hatte am Donnerstag mit Kultursenator Peter Radunski (CDU) einen auf fünf Jahre angelegten Intendanten-Vertrag für das BE unterzeichnet. Peymann wird sein neues Amt am 1. August 1999 antreten.

Aus der Sicht Claus Peymanns besteht der Reiz, das BE zu führen, darin, wieder politisches Theater an der einstigen Brecht-Bühne aufleben zu lassen. „Theater muß polarisieren und Streit erzeugen können“, sagte Peymann gestern. Gerade in der Hauptstadt und in Zeiten des politischen Strukturwandels komme es darauf an, daß das Theater ein Ort für politische Auseinandersetzungen sein müsse. „Theater kontrolliert die Mächtigen, Theater spricht für die Ohnmächtigen“, forderte er.

Kein Interesse bekundete der Regisseur an einem Theaterkonzept, das Haus als „Brecht-Museum“ mit einem vorwiegend klassischen Spielplan zu führen. Nach dem Schlingerkurs, den das BE nach dem Tode des Dramatikers Heiner Müller erlebte, sei es nun wichtig, „mit Neuem zu beginnen“. Aus dem BE will Peymann vor allem „ein Theater der neuen Literatur“ machen, in dem hauptsächlich Uraufführungen lebender Autoren gezeigt werden sollten.

Peymann kündigte an, daß das BE während der technischen Sanierung von Mai bis Ende 1999 geschlossen werden müsse. Das Ensemble werde in dieser Zeit in andere Häuser ausweichen. Kultursenator Radunski wertete das Engangement Peymanns als „Erfolg für die Theaterszene der Stadt“. Die Zuschüsse von rund 26 Millionen Mark aus der Landeskasse seien gerechtfertigt. Zudem „sollen“ Mittel an das Ensemble aus der Hauptstadtkulturförderung des Bundes fließen und Lottogelder aktiviert werden.

Nach Ansicht Peymanns sei es zugleich gelungen, mit der Holzapfelstiftung des Dichters Rolf Hochhuth einen „günstigen Mietvertrag“ auf 30 Jahre für das BE auszuhandeln. Darin sei festgeschrieben, daß „wir und nicht der Hausbesitzer das Programm machen“, so Peymann. Im Gegenzug könne während der Sommerpause die Bühne von Hochhuth genutzt werden. Rolf Lautenschläger