Malaysias Smog ist unaussprechlich

■ Regierung will durch Waldbrände verursachten Dunst totschweigen: Medien, die das Umweltproblem benennen, droht Sendeverbot

Bangkok (taz) – Was verdunkelt den Himmel, nimmt die Sicht und verleidet das Atmen? Von „Dunst“ dürfen malaysische Fernsehstationen künftig nicht mehr sprechen, wenn es nach der Regierung in Kuala Lumpur geht. Die Medien sollten am besten gar nicht die dichten grauen Wolken erwähnen, die von den indonesischen Waldbränden herüberwehen.

„Sie können ruhig über die Feuer berichten und über die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden“, sagte Informationsminister Mohamed Rahmat in der „New Straits Times“. Die Sender sollten sich „auf das Positive konzentrieren und nicht auf das Negative“. Wer sich nicht an die Sprachregelung hält, dem droht Sendeverbot. Was die malaysischen Behörden so ungern hören, ist längst nicht mehr zu bestreiten: Seit Wochen liegt wieder eine dichte Dunstdecke über Kuala Lumpur und Teilen Südostasiens.

In mehreren Städten im malaysischen Teil Borneos mußten die Schulen schließen. Piloten konnten die Flughäfen von Kota Kinabalu und Labuan nicht mehr anfliegen, weil die Sicht auf unter 100 Meter sank. Mit Schrecken erinnern sich die Malaysier an das letzte Jahr, als der „Dunst“ ihnen monatelang das Leben vergällte und große wirtschaftliche Einbußen brachte.

Jetzt fürchtet die Regierung, ihr Prestigeprojekt zu verlieren: Im September sollen die Commonwealth-Spiele in Kuala Lumpur stattfinden, eine Mini-Olympiade. Für Stadien und andere Bauten hat Malaysia bereits über 450 Millionen Dollar ausgegeben. Schon werden Gerüchte laut, die Sportler wollten aus Angst vor dem Smog lieber in Australien antreten.

Der Rauch treibt von den unablässig brennenden Wäldern in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, herüber: Über 280.000 Hektar sind allein im Osten der Provinz den Flammen zum Opfer gefallen, schätzt die Regierung. Die anhaltende Dürre – Folge des El-Niño-Klimaeffektes – läßt Busch und Laub wie Zunder brennen. Trotz aller Verbote fackeln Plantagenbesitzer wieder große Flächen ab, um ihre Pflanzungen vorzubereiten.

Umweltexperten fürchten, daß sich die Katastrophe des letzten Jahres wiederholt, als über 800.000 Hektar vor allem auf Borneo und der Insel Sumatra vernichtet wurden. In vielen Orten sind die Wasserreservoire fast leer, Flüsse versiegt, Brunnen trocken. In der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur wird das Wasser inzwischen rationiert. Jutta Lietsch