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: Konturlos, aber naturverbunden: Zweimal Kunst aus Brasilien in Mitte

Zur gleichen Zeit finden in Berlin-Mitte, selbst räumlich recht nahe beieinander, zwei Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst Brasiliens statt. Das Brasilianische Kulturinstitut in Deutschland hat von dem im belgischen Aalst ansässigen Galeristen Cacco Zanchi ein „Panorama brasilianischer Kunst der Gegenwart“ zusammenstellen lassen. Ausgebreitet ist es in der Fabrik Schlegelstraße. Beteiligt sind 50 Künstlerinnen und Künstler der jüngeren Generation, die zum Teil in Europa leben. Weniger wäre mehr gewesen – die drei Räume wirken extrem überladen.

Auch das Gesamtniveau der Arbeiten von Grafik bis Installationen zeichnet sich eher durch Mittelmaß aus. Besonders heraus ragen allein Holzschnittarbeiten von Tita do Rêgo Silva, Alex Gama und Arlete Santariosa sowie die abstrakten Kalkographien von Luiz Targa oder die Kupfergravüren von Eliane Santos Rocha.

Mit der konturenlosen Mammutschau in der ehemaligen Fabrik hat die auf acht Künstler beschränkte und von Tereza de Arruda betreute Parallel-Ausstellung „Einblicke in zeitgenössische brasilianische Kunst“ wenig gemein. Zwar eignet sich die büroartige Atmosphäre in den Räumen des Künstlerhauses Berlin nur bedingt für die Präsentation von Kunst, aber die überschaubare Zahl von Wandarbeiten erlaubt wenigstens eine Auseinandersetzung mit dem Material. Vorgeführt werden Werke, in denen sich vor allem der Umgang mit der Natur niederschlägt. Marlene Almeida arbeitet mit Erdpigmenten, und Rosilda Sá formt nagelbesetzte maritime Keramikobjekte. Geist und Natur stehen sich in den Buch-Wurzel-Objekten von José Rufino gegenüber, während Alex Flemming in seinen Kunstgeschichtsbildern, überlagert mit Texten aus Kontaktanzeigen, über Kultur und Triebunterdrückung reflektiert: ein Brasilianer im deutschen Beziehungsdschungel. Michael Nungesser

Bis 30.4., Mi.-So. 12-20 Uhr; Fabrik Schlegelstraße 26/27; bis 30.4., Di.-Fr. 15-19 Uhr, Künstlerhaus Berlin, Chausseestraße 128/129