Bomben-Tritium soll in die Themse fließen

■ Atomfabrik in Südengland will aber nichts über die Herkunft des Strahlenmülls verraten

Dublin (taz) – Die britische Rüstungsfabrik Aldermaston in Berkshire will hundert Kubikmeter Atommüll in die Themse kippen. Darunter befindet sich auch Tritium, das wahrscheinlich Geburtsschäden wie Trisomie 21 und Hodenkrebs auslöst. Sollte Aldermaston grünes Licht bekommen, würde die zulässige Höchstmenge an Tritium um das Zwanzigfache überschritten – zum Schaden der Londoner: Ihr Trinkwasser kommt zum Teil aus der Themse.

Tritium ist eine radioaktive Abart des Wasserstoffs. Es entsteht in Atomreaktoren und wird für die Zündung der Kettenreaktion in modernen Wasserstoffbomben gebraucht. In Aldermaston werden die Trident-Atomsprengköpfe hergestellt und die ausgemusterten Atomwaffen zerlegt. Wie das flüssige Tritium überhaupt in die beiden 50 Kubikmeter großen Abwassertanks gelangt ist, unterliegt strengster Geheimhaltung. Neben der einmaligen Entsorgung der beiden Tanks hat Aldermaston bei der britischen Umweltagentur auch neue Genehmigungen für die Einleitung von Atommüll ins Abwassersystem und in die Luft beantragt.

Weder die Umweltagentur noch die privatisierte Atomwaffenbehörde AWE geben Einzelheiten über die Herkunft der hundert Kubikmeter Müll heraus. In der Vergangenheit konnte man strahlende Lasten stillschweigend wegschütten. Seit der Privatisierung ist dieses Privileg erloschen, so daß Aldermaston wie jedes normale Unternehmen einen öffentlichen Antrag für die Müllentsorgung stellen und sich Einspruchsverfahren unterwerfen muß.

Und Einspruch wird es geben, nicht zuletzt von der Nuclear Awareness Group. Die Anti-Atom-Organisation untersucht seit Jahren Krebserkrankungen in Newbury, ganz in der Nähe von Aldermaston. Die Zahl der Leukämiefälle bei Kindern ist dort fünfmal höher als der Landesdurchschnitt. Graham Hammond von AWE sagte dagegen, daß die Gesamtmenge an Atommüll in Aldermaston reduziert würde. Die Entleerung der beiden Tanks sei eine Ausnahme und würde nicht wieder vorkommen. Ralf Sotscheck