Neue Sprühbehälter sind zehnmal befüllbar

■ Die Spraydose wird zum Mehrwegprodukt. Einführung scheitert bislang am Einzelhandel

Spraydosen waren lange der Inbegriff für Umweltzerstörung. Inzwischen hat sich das geändert. Nachdem Ozonkiller als Treibgase seit einigen Jahren verboten sind, hat die Industrie jetzt auch das zweite Öko-Problem technisch im Griff: die riesigen Müllmengen. Mit einer Million Mark von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert, hat die Firma Econ- Air im nordrhein-westfälischen Lübbecke ein System entwickelt, das die Wegwerf-Spraydose bis auf wenige Ausnahmen überflüssig machen könnte. Etwa zehnmal lassen sich die Dosen inzwischen befüllen und werden anschließend recycelt — eine enorme Entlastung für die Umwelt, schließlich wandern in Deutschland jährlich etwa 770 Millionen leere Hüllen auf die Halde.

Das System ist technisch ausgereift: Die Dosen werden nach Gebrauch einem Drucktest unterzogen, vollständig entleert und — dank eines Codierungssystems — mit dem gleichen Stoff befüllt, der zuvor in der Dose war. Weil Verschmutzungen im Inneren nicht möglich sind, kann eine entsprechende Reinigung des Behälters entfallen. 70 verschiedene Sprays bietet die Firma Econ-Air inzwischen an, darunter Rostlöser und Farbsprays, Industriereiniger, Kälte- und Kontaktspray. Nur wenige der gängigen Sprayprodukte lassen sich nicht in der Mehrwegdose vertreiben, beispielsweise Montageschaum, der in der Dose aushärten kann. Auch beim Treibgas hat sich viel getan. Nach dem Abschied vom FCKW zu Beginn der 90er Jahre setzte man meist Propan und Butan ein. Inzwischen nutzt die Firma Econ-Air für viele Produkte ganz einfach Druckluft. Die hat neben der unschlagbaren Ökobilanz den Vorteil, daß sie weniger Raum einnimmt und somit die Menge des Sprühinhalts höher liegt. Die Firma Econ-Air, die 90 Mitarbeiter beschäftigt, beliefert bereits 500 Händler mit vollen Mehrwegdosen und holt die leeren kostenlos wieder ab. Bislang jedoch sind es nur Großverbraucher, die das Angebot nutzen. Jeweils 25 Sprayflaschen werden als Gebinde ausgeliefert. Obwohl für viele Kunden gewöhnungsbedürftig, ist die Rücklaufquote mit 70 bis 80 Prozent sehr gut — Tendenz steigend. Privatkunden, die im Einzelhandel Sprays kaufen, können das Mehrwegsystem bislang nicht nutzen. Obwohl zum Beispiel auch Friseure schon Haarspray in der Mehrwegpackung kaufen, bieten Drogerien das Produkt für Verbraucher nicht an. Sie fürchten den Aufwand, die leeren Dosen zurücknehmen zu müssen. Auch im technischen Bereich gibt es Mehrwegdosen noch nicht für Kleinverbraucher. Eine wahrhaft absurde Situation: Nachdem das schwierige Problem technisch gelöst wurde, droht die flächendeckende Einführung des innovativen Produktes am Desinteresse des Einzelhandels zu scheitern. B. Janzing