Polizei schreckt Verbrecher nicht

■ Tagung: Polizeipräsenz hat keinerlei Einfluß auf Straftaten

Straftäter lassen sich nicht durch die Polizei abschrecken. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Untersuchung aus den USA, die gestern im Rahmen einer Tagung des Bremer Institutes für Kriminalforschung vorgestellt wurde. Eine erhöhte Präsenz der Polizei habe keinerlei Einfluß auf die Anzahl der Straftaten, sagte der Bremer Soziologe und Kriminologe Karl Schumann auf der Tagung, die sich mit Experimenten im Strafrecht auseinandersetzte.

In Kansas City (USA) wurde die Polizeipräsenz im Rahmen einer Studie in einem Stadtteil verdoppelt, in einem anderem auf ein Minimum reduziert. In beiden Bezirken hätte sich die Anwesenheit der Polizisten jedoch weder auf das Sicherheitsgefühl der Bürger noch auf die Verbrechensrate ausgewirkt, so Schumann. „Ein solches Ergebnis zeigt deutlich die Wichtigkeit von Experimenten“, sagte Schumann. Ansonsten würde die Realität verkannt.

Das gilt auch für die Ergebnisse einer Schweizer Untersuchung darüber, ob sich kurze Freiheitsstrafen von maximal 14 Tagen schädlich auf die Entwicklung von Straftätern auswirken. Täter, die ihre Strafe in Form von gemeinnütziger Arbeit verbüßen durften, werden seltener rückfällig als solche, die ihre Strafe im Gefängnis absitzen mußten, lautet das Ergebnis. Doch auch bei den inhaftierten Tätern ging die Rückfallquote nach Verbüßung der Strafe stark zurück. „Strafen scheinen also zu nützen, alternative Saktionen aber noch etwas mehr“, faßte Professor Martin Killias vom Institut für Kriminalistik und Kriminologie in Lausanne das Ergebnis zusammen. Daß sich kurze Haftstrafen negativ auf die weitere berufliche Entwicklung und die Partnerschaft auswirken, konnten die Wissenschaftler nicht feststellen. Im beruflichen Umfeld hätten sich die ehemaligen Häftlinge nicht ungünstiger entwickelt als die „gemeinnützigen Arbeiter“. Im Sozialbereich, darunter fällt die Partnerschaft, hätten ehemalige Häftlinge „tendenziell“sogar eine bessere Entwicklung genommen. „Nichts deutet also auf schädliche Nebenwirkungen der kurzen Strafen in diesem Bereich hin“, so Killias.

Die Rückfallquote von drogenabhängigen Straftätern könne durch die kontrollierte Abgabe von Heroin stark beeinflußt werden, sagte Killias weiter. Durch die Droge auf Rezept verzeichneten die Wissenschaftler bei Drogenabhängigen einen Rückgang der Straftaten von 50 bis zu über 90 Prozent. Killias: „Parallel dazu erhöhte sich die öffentliche Sicherheit in den Städten.“ kes