„Wir wollen Response“

■ Wale würden für Greenpeace spenden. Die Einnahmen sind annähernd gleich geblieben

Umweltorganisationen sind auf Spenden angewiesen. Bei Greenpeace kamen dadurch 1997 immerhin rund 68 Millionen Mark zusammen – 2 Millionen weniger als 1995. Die hohe Arbeitslosigkeit und die schlechte Konjunktur fordern ihren Tribut. Die finanzielle Stütze des Vereins sind seine Mitglieder. Deren Zahl blieb – trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland – gleich. Zwar finanzieren die Mitglieder – von Greenpeace „Förderer“ genannt – über ihre Beiträge einen Großteil der Projekte, doch alle Kampagnen können mit diesem Geld nicht gedeckt werden. „Abgesehen davon riskiert man die Unabhängigkeit, macht sich zu sehr von den Mitgliedern abhängig“, meint Hennig Lorenz-Meyer, Direct Marketing Manager bei Greenpeace. Die Spenden hingegen seien projektunabhängig. „Da können wir entscheiden, wie wir das Geld verwenden.“

Allein für den Verwaltungsapparat spendet natürlich kein Mensch. Deshalb wird die notwendige Bürokratie über Mitgliedsbeiträge finanziert. Zu den Projekten, die wenig Geld einbringen, gehört auch die Entwicklung neuer umweltfreundlicher Techniken, wie beispielsweise das abgasarme Auto „Smart“. Die Rettung der Wale indes sei ein greifbares und emotional bewegendes Ziel für Spender. Lorenz-Meyer: „Bei bedrohten Tierarten geht der Geldbeutel einfach schneller auf.“ Deshalb laufen gerade die Mailing- Kampagnen zur Rettung von Delphin, Albatros und Thunfisch besonders gut. Mailings unmittelbar zur Weihnachtszeit brächten dann noch einmal einen kleinen Bonus.

Doch damit allein ist es schon längst nicht mehr getan, will man den um die Umwelt Besorgten das Geld aus der Tasche locken. Das klassische Telefonmarketing ist deshalb noch immer ein probates Mittel. „Gemietete oder gekaufte Adressen laufen eher schlecht, weil der persönliche Bezug zu Greenpeace fehlt“, so Lorenz- Meyer. Auch Radiospots liefen erfahrungsgemäß eher nicht so gut. Fernsehspots müßten erst noch getestet werden. Ein Kinospot mit Jedi-Rittern, die um die Ozonhülle der Erde kämpfen, ist sechs Jahre später noch immer bekannt. Einzig Plakatwerbung werde von Greenpeace abgelehnt: „Unsere Werbekampagnen zielen auf Response und neue Mitgliederwerbung oder Spenden.“ Plakate trügen dazu wenig bei.

Die schlechte Konjunktur und die hohe Arbeitslosigkeit hätten Greenpeace bislang zum großen Teil verschont. Der Ausfall von 2 Millionen Mark konnte bisher mit vorhandenen Rücklagen gedeckt werden. Lorenz-Meyer zum Trend 97: „Die durchschnittliche Spende ist geringer geworden, aber gleichzeitig die Zahl der Fördermitglieder gestiegen. Von daher sind die Einnahmen insgesamt etwa gleich geblieben.“ Den größten Teil der Spenden machten immer noch die bis zu 100 Mark aus – und sichern Greenpeace so die Unabhängigkeit. Eva Blank