Umweltschutz, die ostdeutsche Wachstumsbranche

■ Vor allem Umweltdienstleister sind erfolgreich. EU-Osterweiterung als große Chance

Berlin (taz) – Der Umweltschutz hat sich in den neuen Bundesländern zu einer Wachstumsbranche gemausert. Nach einer Studie des Ifo-Instituts, die das Umweltbundesamt (UBA) gestern in Berlin vorstellte, wuchs die Zahl der Ökojobs dort zwischen 1993 und 1995 um 45 Prozent auf 49.000. Das waren immerhin ein Viertel aller Deutschland im Umweltschutz Beschäftigten. Der Osten macht allerdings mit mehr Beschäftigten weniger Geld. Der Umsatz der ostdeutschen Umwelt- Beschäftigten stieg im selben Zeitraum zwar von 2,15 auf 6,2 Milliarden Mark – das sind jedoch nur elf Prozent des gesamten deutschen Umweltumsatzes.

Die Branche ist in den neuen Ländern deutlich anders strukturiert als in Westdeutschland. Zwei Drittel der ostdeutschen Umweltunternehmen gehören laut der Studie zum Dienstleistungssektor. Sie bieten vor allem Beratung, Umweltmanagement und Entsorgungsdienstleistungen an. Nur wenig mehr als ein Viertel produzieren Umweltgüter wie Filteranlagen oder Klärwerke – im Westen stellen die Hälfte aller Umweltfirmen solche technischen Umweltschutzgüter her. Für eine große Produktion von Umweltgütern sei ein Netz von Zulieferern nötig, erklärt Ulrich Sprenger vom Ifo-Institut, der die Studie leitete. Dies fehle in Ostdeutschland, da die industrielle Infrastruktur nach der Wiedervereinigung zusammengebrochen sei. Im Dienstleistungsbereich ist hingegen weniger Startkapital nötig. So ist es kein Zufall, daß die meisten der 2.000 befragten Umweltfirmen im Osten mittelständische Betriebe sind.

Umweltdienstleistungen verkaufen sich im Ausland aber noch nicht so gut wie Umweltgüter. So beträgt der Anteil des Exports auch nur knapp acht Prozent am Gesamtumsatz der ostdeutschen Umweltbranche, während zwei Drittel bei Kunden zwischen Oder und Elbe verdient werden.

„Der Traum, die Umweltbranche in den neuen Ländern könne ein Brückenkopf für den Umweltmärkte in Mittel- und Osteuropa sein, hat sich noch nicht erfüllt“, sagt Ulrich Sprenger. Dort fehle bislang das Geld für Umweltinvestitionen. Sollte sich die EU jedoch nach Osten erweitern, könnten die Umweltmärkte in den neuen Mitgliedsstaaten boomen. Denn die müßten dann ihren Umweltschutz an EU-Standards anpassen.

Von dem eventuellen Boom profitieren die ostdeutschen Umweltfirmen aber nur, wenn sie bessere Kontakte nach Mittel- und Osteuropa aufbauen. Doch die fehlen bisher. Hier soll das 1996 in Leipzig gegründete Internationale Transferzentrum für Umwelttechnik (ITUT) eine führende Rolle übernehmen. Niels Boeing