In Schweden eine Neonazi-Kolonie

■ Der rechtsextreme Multifunktionär Rieger ist nicht nur in Hetendorf aktiv

Nürnberg (taz) – Wir müssen den Ausländern den Aufenthalt so unbequem wie möglich machen“, erklärte 1991 der Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger, nachdem die rechtsextreme „Nationalistische Front“ (NF) seinen Plan „zur Ausländerrückführung“ als Marschroute übernommen hatte. Als die NF ein Jahr später verboten wurde, tönte Rieger wütend, jetzt bleibe „nur Auswandern oder das Maschinengewehr“.

Der 51jährige Multifunktionär der rechten Szene konnte sich zwischen den zwei Varianten offenbar nicht recht entscheiden. Die Übungen mit militärischem Gerät setzte er zwar auf dem Gelände seines Tagungszentrum Hetendorf fort, dann aber schließt er für längere Zeit seine Kanzlei und fährt nach Schweden. Dort, in Sveneby, hat sich Rieger 1995 für 2,2 Millionen Mark einen Gutshof gekauft, um eine Neonazi-Kolonie für ein Leben „unbeeinflußt durch Umerziehung und Überfremdung“ zu gründen. Für ökologisches Wirtschaften und artgerechte Tierhaltung erhält er von der Europäischen Union sogar alljährlich Zuschüsse in Höhe von 300.000 Mark. Rieger, der mehrfach einschlägig verurteilt wurde, sitzt im Vorstand des Vereins „Heide-Heim e. V.“, der 1990 Träger des Schulungszentrums Hetendorf wird. Sein Versuch, dafür gerichtlich die Gemeinnützigkeit zu erstreiten, endet für ihn im Dezember letzten Jahres mit einer Niederlage.

Öffentliche Auftritte hat Rieger wiederholt als Verteidiger von bundesdeutschen Neonazi-Größen und bei rechten Großveranstaltungen: 1992 beim Rudolf- Heß-Gedenkmarsch, 1996 als „Andreas-Hofer-Preisträger“ bei der DVU und zuletzt am vergangenen Wochenende bei der NPD in Passau. Riegers Erscheinen habe „Signalwirkung für das ganze Spektrum“, weiß NPD-Chef Udo Voigt den Rechtsanwalt zu schätzen, der sich seit 1968 in der rechtsextremen Szene tummelt. Bernd Siegler