Ein Haushälteraffe namens Ape

■ „George, der aus dem Dschungel kam“ – ein TV-Cartoon, als Boy-meets-Girl-Story lau aufbereitet, aber mit tollen Tieranimationen

Offenbar haben sich einige Babyboomer bei Walt Disney Pictures für ihre neueste Produktion einen Kindheitstraum erfüllt. Denn das 1967 von Jay Ward geschaffene TV-Cartoon „George of the Jungle“ dient nun Sam Weisman (Regie) und David Hoberman (Produktion) als Grundlage für Disneys „George, der aus dem Dschungel kam“.

In den USA wurde die Serie nach vier Jahren Laufzeit ein Zeichentrick-Klassiker. Als Baby überlebte der in wenigen, schnellen und durchgeknallten Strichen hingekritzelte George wie durch ein Wunder einen Flugzeugabsturz über dem afrikanischen Dschungel. Seitdem lebt er dort in seinem eigenen Baumhaus und interessiert sich nur für einen intellektuellen Haushälteraffen namens Ape, den Tuki-Tuki-Vogel und seinen Elefanten Shep, der ihm wie ein Hund gehorcht. Eine großartige Handlung hatte die Cartoon-Vorlage eigentlich nicht, außer daß George muskulös, nett und ein bißchen doof ist und beim Lianenschwingen oft einen Baum übersieht.

Die aktuelle Disney-Spielfilmversion stellt George (Brendan Fraser) als modernem Tarzan ein blondes, reiches „Karriere- und Society-Girl“ (so der Pressehefter) als Jane zur Seite und macht daraus eine simple Boy-meets-Girl-Story. Ursula Sandhope (Leslie Mann) aus San Francisco unternimmt eine Abenteuerreise in den Dschungel, um den sagenumwobenen „weißen Affen“ zu sehen, bevor sie daheim ihren Verlobten Lyle van der Groot (Thomas Haden Church) heiraten wird.

Lyle reist ihr nach, sie begegnen einem Löwen, und während Lyle in Ohnmacht fällt, wird Ursula von George eher zufällig gerettet. Sie verliebt sich in ihn und nimmt ihn mit nach Hause. Dort, in San Francico, erlebt er nun den modernen Großstadtdschungel, gefällt sich im Armani-Anzug und schwingt seine Liane von der Golden Gate Bridge aus.

Das Irre und Unkonventionelle der ursprünglichen Serie findet sich am ehesten in den Tieranimationen wieder. Neben Vollprofi- Tierschauspielern wie Tai, der indische Elefant aus dem „Dschungelbuch“, und Binks, das Kapuzineräffchen aus „Outbreak“ und den beiden „Ace-Ventura“-Filmen, haben „Dream Quest Images“ beispielsweise dem computeranimierten Elefanten Shep speedige Hundebewegungen verpaßt.

Der Gesichtsausdruck und die Mundbewegungen der elektronisch animierten Roboter-Affen, wurden dagegen von Jim Hensons Creature Shop per „Telemetrie- Funk-System“ so gesteuert, daß sie mit den Schauspielerstimmen des Playback-Tonbands in Übereinstimmung kamen. Das gilt auch für den Haushälteraffen Ape, dessen Körper zwar vom Schauspieler Nameer El-Kadi bewegt, dessen Mimik aber gleichfalls funkgesteuert wurde. Dank dieser technischen Reanimation gelingt es „George, der aus dem Dschungel kam“ möglicherweise nach 30 Jahren ein neues Publikum für eine alte Kultserie wieder zu erwärmen. Bettina Allamoda

„George, der aus dem Dschungel kam“. Regie: Sam Weisman. Mit Brendan Fraser, Leslie Mann u.a., USA, 92 Min.