Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Die Abenteuer von Pico und Columbus Deutschland 1992, R: Michael Schoemann

„Vom Holzwurm Pico auf die Idee gebracht, daß die Erde rund ist, sticht Columbus von Spanien aus in die See, um Indien zu erreichen. Mit von der Party ist Pico, der seiner Angebeteten, einem entführten Lichtmotten-Mädchen, hinterherreist. Trotz abenteuerlicher Zwischenfälle endet die Fahrt glücklich. An Disney-Vorbildern orientierter farbenschöner Zeichentrickfilm, der seine turbulente Geschichte kindgerecht erzählt.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis

B

Basi und Company Nigeria 1987, R: Ken Saro-Wiwa / Originalfassung mit Untertiteln

„Mittelpunkt der in Nigeria mit großem Erfolg gezeigten Fernsehserie (von deren 150 Episoden hier zwei gezeigt werden) sind Badi und seine Freunde. Sie haben sich vorgenommen, schnell reich zu werden und probieren dazu alle möglichen Wege aus, mit Ausnahme der ordentlichen Arbeit. Basis absurde Bemühungen, an den schnellen Reichtum zu gelangen, zeigt Ken Saro-Wiwa als scharfe Satire auf die nigerianische Bussiness-Mentalität.“(Programm der Bremer literarischen Woche) Kino 46

Ben Hur USA 1965, R: William Wyler, D: Charlton Heston, Stephen Boyd

„Der 1880 erschienene Roman des amerkanischen Rechtsanwalts und Bürgerkriegsgenerals Lewis Wallace in einer dreieinhalbstündigen Neuverfilmung, die an kolossalem Aufwand alles bis dahin Gedrehte übertraf. 365 Sprecherrollen. 50.000 Komparsen, über 1 Mio. Requisiten, 16,2 Mio. Dollar Kosten. Bewunderter Höhepunkt (wie schon des Stummfilms): Das Quadrigarennen im Zirkus, mit dem der römische Tribun Messala und der unterjochte israelitische Prinz Ben Hur ihren jahrelangen Kampf zwischen Despotie und Freiheitsgeist beenden - ein Duell galoppierender Pferde, stürzender Leiber, stampfender Hufe, berstender Räder.“(Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

Brassed Off Großbritannien 1997, R: Mark Herman, D: Pete Postlewaite, Evan McGregor, Tara Fitzgerald

Wer will schon einen Film über das Wohl und Wehe einer Blaskapelle vor dem deprimierenden Hintergrund der Schließung eines Kohlen-Bergwerks im britischen Yorkshire sehen? Regisseur Mark Herman hat sich einen denkbar unattraktiven Stoff für seine Komödie ausgesucht. Umso überraschender ist es, wenn nach dem Film viele leise Märsche vor sich herpfeifen, andere sich die Augen wischen und alle sich prächtig amüsiert haben. Herman bringt uns die Bandmitglieder und ihre Familien als eine verschworene Gemeinschaft von skurrilen Charakteren nahe, und mit perfekt gesetzten Pointen gelingt es ihm, daß uns die Zukunftsängste und die Ohnmacht der Bergarbeiter berühren, und wir doch im nächsten Moment aus vollem Halse lachen. (hip) Atelier

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

„Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelen Drehorten. Alle wirklich guten Road-Movies haben solch einen dokumentarischen Kern: Die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in den engen Bussen gesessen, haben sich den Mund am scharfen indischen Essen verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltläufigen jungen Frau ebenso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesischen Vulkanlandschaften und die indischen Flußfahrten.“(hip) Cinema

C

Der Campus Deutschland 1997, R: Sönke Wortmann, D: Heiner Lauterbach, Axel Milberg, Barbara Rudnik

„Professor Dietrich Schwanitz wird zufrieden sein. Seinen Roman über die verkommenen Zustände an deutschen Universitäten - statt Lehre, Bildung und Wissenschaft herrschen Karrieregeilheit und Radikal-Feminismus - verfilmte Sönke Wortmann recht brav und bieder, wie einen bunten Werbeclip für den Studentennachwuchs - ganz im Sinne des Buchs.“(Der Spiegel) UFA-Palast

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) Schauburg, City, Passage (Del), Casablanca (Ol)

Cop Land USA 1997, R: James Mangold, D: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel

Ja, ich weiß: Kein auch nur halbwegs geschmacksicherer Kinogänger tut sich einen Film mit Sylvester Stallone an. Die Frage, ob er überhaupt ein Schauspieler, oder nur ein selbstherrlicher, waffenschwingender Selbstdarsteller ist, beantwortete sich bisher in seinen Filmen wie von selber, doch jetzt ist es ihm gelungen, alle zu verblüffen. Denn in „Cop Land“SPIELT er einen fetten, ziemlich tumben Kleinstadtsheriff, der in eine Sache gerät, die eindeutig ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Und wenn er am Schluß dann doch nach den Pistolen greift, hat er dabei nichts mehr von seiner penetranten Action-Helden-Pose. „Cop Land“erinnert in vielem an „High Noon“. Auch hier muß sich ein Individuum gegen den ganzen Ort stellen, und der Fall wird dadurch noch komplizierter, daß in Stallones Revier fast jeder Einwohner entweder selber ein Cop im nahegelegenen New York ist, oder zumindest mit einem verwandt. Mangold hat eher unspektakulär und in der US-Tradition der Schauspielerfilme inszeniert. Und zu aller Überraschung gelingt es Stallone, seinen Anti-Helden so intensiv und uneitel zu spielen, daß er Harvey Keitel und Robert De Niro nicht nur eine, sondern alle Szenen stielt. Dazu hat er sich, wie einst De Niro in „Raging Bull“, eine beachtliche Wampe angefressen, sodaß „Cop Land“inzwischen unter dem inoffiziellen Titel „Fat Man Walking“läuft. (hip) Filmstudio, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

D

Deckname Dennis Deutschland 1997, R: Thomas Frickel, D: Dennis Mascarena, Frau Noelle-Neumann, viele sehr deutsche Deutsche

„Wie mag wohl der Rest der Welt uns Deutsche sehen? Und können wir, durch einen quasi ethnologischen Blick auf uns selbst, Neues über uns erfahren? Diese Fragen beantwortet einer der witzigsten deutschen Filme der letzten Zeit. Und dabei ist „Deckname Dennis“keine von den so verdächtig erfolgreichen einheimischen Komödien, sondern ein Dokumentarfilm, zwar in der Montage satirisch überhöht, aber all die merkwürdigen Typen, die Thomas Frickel uns hier vorstellt, sind reale, waschechte Deutsche. Aus New York wird ein Spion in die Bundesrepublik geschickt, um dort als Fernsehreporter getarnt, die Natur der Deutschen zu ergründen. Der Verfremdungseffekt dieses fadenscheinigen dramaturgischen Vehikels ist ebenso simpel wie frappierend: wir sehen unsere Landsleute mit den erstaunten Augen dieses übergewichtigen Amerikaners, der sich möglichst extreme Teutonen vor seine Kamera holt, und gerade bei den politischen Wirrköpfen sein Talent beweist, Interviewpartner mit scheinbar naiven Fragen aufs intellektuelle Glatteis zu locken. Vieles ist dabei in erster Linie komisch. In einem Lokal wird Dennis etwa eine 4 Meter lange Bratwurst serviert (die er auch brav verputzt), und der Amerikaner findet gleich 4 Uhrmacher, die alle ernsthaft von sich behaupten, die größte Kuckucksuhr der Welt gebaut zu haben. Vom Gartenzwerg-Museum führt Dennis der Weg zum Aschermittwochstreffen der CSU, wo ein bierseliger Bayer ihm nationalistische Dummheiten ins Mikrophon lallt, und dies ist nicht das einzige Mal, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt.“(hip) Cinema, Casablanca (Ol)

Disney's Angels - Engel gibt es wirklich USA 1994, R: William Dear, D: Danny Glover, Christopher Lloyd

„Früher mußte in einer Hollywood-Schnulze schon einiges im argen sein, um den Eingriff von himmlischen Mächten zu begründen: Engel halfen den Menschen nur, wenn sie entweder kurz vor dem Selbstmord waren (“Ist das Leben nicht schön?“) oder abweichend vom himmlischen Zeitplan starben (“Heaven can wait“). Aber jetzt ist den Drehbuchautoren offensichtlich nichts mehr heilig, und so lassen sie eine amerikanische Baseballmannschaft, die schlicht zu schlecht ist, um zu gewinnen, durch einige himmlische Ersatzspieler verstärken. Auch nur halbwegs interessant wäre das nur, wenn in der gegnerischen Mannschaft ein paar Teufelchen mitspielen würden.“(hip) Gondel

Dr. Schiwago USA 1965, R: David Lean, D: Omar Sharif, Julie Christie

„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom „alten Rußland“verfestigte.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel

E

Ein Fall für die Borger Großbritannien 1997, R: Peter Hewitt, D: John Goodman, Marc Williams

„Für die Familie Clock, die zum Völkchen der „Borger“gehört, ist jeder Kühschrank ein Everest, jede Küchendurchquerung ein Abenteuer a la „Indiana Jones“. Die zwergenhaften Clocks leben unter dem Häuschen der Lenders, von denen sie sich „borgen“was sie brauchen. Als ein habgieriger Anwalt (John Goodman) das Haus abreißen lassen will, eilt die pfiffige Arietty Clock (Flora Newbigin als Mix aus Pippi Langstrumpf und Laura Ingalls) zu Hilfe. Die Ausstattung ist exquisit, die Effekte sind, obwohl kein Hollywood-Standard, charmant. Liebevoller geht's kaum.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Ein Fall für die Inselkinder Frankreich 1992, R: Jerome Foulon, D: Brigitte Fossey, Jean Marais

Die französische Ausgabe von „Fünf Freunde“, in der die Kinder der kleinen Insel Kervolen den mysteriösen Tod der alten Martha untersuchen, und dabei auf verschollen geglaubte Strandräuber und einen alten Nazischatz stoßen. UFA-Palast

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Werg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger sowie geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Atlantis

Event Horizon - Am Rande des Universums USA 1997, R: Paul Anderson, D: Sam Neill. Laurence Fishburne, Joely Richardson

„Wenn ein Science Fiction Film schon mit einem ganz billigen Buh-Effekt beginnt, und man dann die Raketentriebwerke im Weltall laut dröhnen hört, obwohl es im Vakuum keine Schallwellen geben kann, ist schnell klar, daß dies eines der eher dümmlichen Exemplare des Genres ist. Hier ist der Regisseur mit allen Mitteln darauf aus, das Publikum ständig zu erschrecken. Immer wieder gibt es etwa solche alten Tricks wie Alptraumszenen, die uns als „real“vorgespiegelt werden, bis der Träumende erwacht. Aber weil dies nie wirklich originell ist, ärgert man sich hinterher nur darüber, wie leicht man sich ins Bockshorn jagen ließ..“(hip) UFA-Stern

F

Fire Canada 1996, R: Deepa Metha, D: Shabana Azmi, Nadita Das

„In eine schrecklich nette Familie hat die junge Sita da eingeheiratet: Ihr Angetrauter träumt von seiner Geliebten, Schwager und Schwägerin leben im sexlosen Ehemartyrium. Diese Attacke auf die indische Bourgeoisie hat die Filmemacherin Deepa Metha mit so grimmiger Verve gedreht, daß ihr dabei die Leichtigkeit abhanden kam: die Dialoge scheppern wie im Handbuch der Political Correctness. Aus der patriarchischen Misere läßt Metha Sita und die Schwägerin in eine lesbische Affäre entfleuchen - und unterstellt dadurch, politisch erstaunlich unkorrekt, daß Lesben eigentlich frustrierte Hetera-Frauen sind.“(Der Spiegel) Gondel

Free Willy 3 USA 1997, R: Sam Pillbury, D: Jason James Richter, August Schellenberg

„Mittlerweile zum drittenmal ist Riesensäuger Willy der beste Freund des Menschen. Keine Freunde machen sich hingegen all die Kids, die ihre Eltern dafür mit ins Kino schleppen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast

G

The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn

„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. Und die Schlußpointe ist dann genau die Lösung, die man selbst schon als zu lächerlich abgetan hat, weil sie physikalisch einfach unmöglich ist. Das sollen wir nun schlucken und dazu noch, daß Michael Douglas all das brav über sich ergehen läßt, was einfach nicht zu seiner Figur paßt. Wenn man den Film als kafkaeske Achterbahnfahrt genießt, mag man ihm das Ende vielleicht verzeihen, aber das Publikum wird hier übel hereingelegt.“(Chris Tookey) UFA-Stern

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Ghosts of the Civil Dead Australien 1988, R: John Hillcoat, D: Dave Field, Nick Cave, Dave Mason / Originalfassung mit Untertiteln

„Wer die kaum erträgliche Vision einer Hi-Tech Hölle sehen will, dem sei dieser australische Spielfilm über ein hochmodernes Gefängnis empfohlen. Die gehörnten Peiniger mit den glühenden Kohlen und dreizackigen Forken sind durch uniformierte Wärter in den Schaltzentralen von Betonburgen ersetzt worden, aber schlimmer als in John Hillcoats Film geht es auch bei Dante oder Goya nicht zu. Er ist erbarmungslos auch dem Zuschauer gegenüber, der nur die brutalen, dumpfen oder verrückten Schwerverbrecher in ihren Betonzellen und die Wärter sieht - kein positiver Held, keine ästhetischen Nischen, die den Zuschauer zur Ruhe kommen lassen. Obwohl Hillcoat pausenlos mit Bildern auf die Zuschauer einschlägt, wirkt sein Film nicht abstumpfend wie andere „Schocker“. Und es gelingt ihm durch seine eigenwillige Filmsprache zu verhindern, daß sich die Gewalt verselbständigt - eine Gefahr, der selbst Kubrick in „Clockwork Orange“nicht entgehen konnte.“(hip) Kino 46

Guelwaar Senegal/Frankreich 1992, R: Oumane Sembene, D: Omar Seck, Ndiawar Diop / Originalfassung mit Untertiteln

„Guelwaar ist tot. Die Trauergemeinde kommt zusammen, um den angesehenen Mann zu bestatten. Doch seine Leiche ist verschwunden. Wie sich bald herausstellt, gab es eine Verwechskung und Guelwaar ist bereits nach muslimischerm Ritus bestattet: Guelwaar war jedoch Katholik. Mit Witz und zum Teil bissiger Ironie packt Drehbuchautor Ousemane Sembene brisante Themen an, wie, neben Machtkritik und Kritik an Unterwürfigkeit, in „Guelwaar“den religiösen Konflikt.“(Programm der Bremer literarischen Woche) Kino 46

H

Hana - Bi Japan 1997, R: Takeshi Kitano, D: Takeshi (Beat) Kitano, Kayoko Kishimoto

„Hana - Bi“(Feuerblume) scheint auf den ersten Blick eine typische Genre-Produktion mit Polizisten, Yakusa, Schießereien und Verfolgungen zu sein. Aber auf eine zuerst irritierende, und dann immer stärker faszinierende Weise inszeniert der Regisseur gegen die Erwartungen. Langsam rückt dabei das Verhältnis des von Kitano selbst gespielten Detektivs Nishi zu seiner an einer tödlichen Krankheit leidenden Frau in den Mittelpunkt. Mal scheint ein tödlicher Schuß ewig zu dauern, mal bewegen sich die Akteure so artifiziell und statisch wie im Kabuki-Theater, dann wird das Verhältnis des Detektivs zu seiner Frau wieder zärtlich, komisch durch Altagssituationen beschrieben. Am meisten erinnert dieser cool- meditative Stil noch an die Zen-Thriller des französischen Filmemachers Jean-Pierre Melville - wie etwa „Le Samourai“. Die feine Ironie besteht nun darin, daß „Hana-Bi“wie die Rückkehr von dessen existenzialistischen Schwertkämpfer nach Japan wirkt.“(hip) Cinema

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter, Schauburg

Hexen aus der Vorstadt CSFR 1990, R: Drahomira Kralova, D: Lucie Cechova, Tereza Fliegerova

„Dieser letzte staatlich finanzierte Kinderfilm der CSFR versammelt alles, was die Kinderfilme der ehemaligen CSSR weltberühmt machte: Einfallsreichtum, kindgerechte Erzählweise und hemmungslose Fabulierkunst. Mit genial einfachen Tricks spricht Kralova die Fantasie ihres kindlichen Publikums an: sie benötigt dazu keine teuren Effekte a la Hollywood, sondern macht dank einfacher Schnitte aus kleinen Tieren große Monster.“(film-dienst) Kino 46

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. Ein anderer Grund für die Mißverständnisse ist, daß der Film wie eine konventionelle Komödie beginnt, aber am Ende in eine ganz andere Richtung läuft. Aber man merkt schnell, daß Julia Roberts mit ihrem schwulen Freund Rupert Everett viel mehr Spaß hat als in einer Ehe mit einem Bettvorleger wie Dermot Mulroney. Das Publikum kommt viel schneller dahinter als einige meiner Kollegen, und so mäkeln sie an dem unorthodoxen Happy-end herum.“(Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

I

Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino

„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“bekommt der junge Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in seine New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Regisseur Hackford und Drehbuchautor Tony Gilroy haben tief in den Fundus der Kulturgeschichte gegriffen, um ein Bild von der Faszination des Bösen in unsere heutigen Welt zu schaffen - Goethes „Faust“, „Rosemaries Baby“, sogar Darth Vader läßt sich entziffern. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflisch geniale Weise an der Nase herumführt.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kino, Muwi ((Ol)

In & Out USA 1997, R: Frank Oz, D: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cussack, Matt Dillon

"Der propere Gymnasiallehrer Howard (Kevin Kline) sitzt eines Abends mit seiner Dauerverlobten Emily (wunderbar: Joan Cussack) vor dem Fernseher und muß erleben, wie ein ehemaliger Schüler den Oscar erhält - und Howard öffentlich als Vorbild-Homo preist. Den überrascht das selbst am allermeisten. Daß er schwul ist, davon will er partout nichts wissen. Den Wirbel, der nach der Offenbarung ausbricht, spickt der Film reichlich mit Gags, Seufzern und Seelenbalsam: ein schmissige Fabel über Homos und Heteros, Kleinstadtklatsch und unwiderstehliche Disko-Rhythmen. „In & Out“ist Frank Capra in Rosarot.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos ((Ol)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Gondel, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Die kleine Zauberflöte Deutschland 1997, R: Curt Linda

„Er wird es nicht leicht haben, der Zeichentrickveteran Curt Linda („Das kleine Gespenst“), mit seiner Trickversion der gleichnamigen Mozart-Oper. Im Vergleich zur geballten Animationsmacht aus Übersee wirkt sein Märchen auf angenehme Art altmodisch - fast wie ein Scherenschnitt.“(TV-Spielfilm) Casablanca

L

Latin Boys Go To Hell Spanien 1997, R: Ela Troyano, D: Irwin Ossa, Mike Ruiz / Originalfassung mit Untertiteln

„Nicht zuletzt sorgt das adrette Babyface Mike Ruiz, dessen Bauchmuskeln locker mit denen von Brad Pitt konkurrieren können, durch seine unverhohlene erotische Selbstinszenierung für eine gehörige Portion Sex auf der Leinwand“(Axel Schock, Queer) Kino 46

Lebe lieber ungewöhnlich Großbritannien 1997, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Cameron Diaz, Holly Hunter

„Es gibt einige Momente in „Lebe lieber ungewöhnlich“, bei denen es möglich wird, die sexy, surrealistische Komödie zu erkennen, die Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor John Hodge wohl gerne gemacht hätten. Aber mit schlechtem timing, unzusammenhängend und uneben, ist dieser so ambitionierte Film nur faszinierend im Umfang seines Scheiterns. Mit dem Abschied von den makaberen Späßen ihrer ersten beiden Filme „Kleine Morde unter Freunden“und „Trainspotting“versuchten die beiden, ihren modischen, subversiven Pop-Stil in ein neues Genre zu verpflanzen: die Screwball-Romanze als Comic. Eingezwängt irgendwo zwischen die klassischen Hollywood-Komödien „A Matter of Life and Death“und „It Happened One Night“folgt der Plot den ausgetretenen Wegen des irrwitzigen Pärchens auf der Flucht. Durch Klassenschranken und Temperament getrennt, sind Ewan McGregor's Pförtner und Cameron Diaz's reiches Mädchen eine Rückkehr zu Gable und Colbert, aber während Capras Paar von Witz und dem Schwung gieriger Leidenschaft zischt, wirken McGregor und Diaz wie ein Paar naßgewordene Knallfrösche. Diaz spielt die coole Zynikerin nur gehässig und ohne die dringend nötige Verletzlichkeit, und McGregor fehlt der schurkische Charme, der ihn attraktiv statt nur dümmlich machen würde. Aber die fundamentaleren Probleme liegen im schwachen Drehbuch. Während die Komödien der 30er Jahre Sex in brilliante Hänseleien sublimierten, poltern die Dialoge von Hodge schwerfällig herum, um dann mit schwachen Gags über Menschen niederzukommen, denen die Partner mit ihren Aerobic-Trainern durchbrennen.“(Sight and Sound) Schauburg, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos

Das Leben ist ein Spiel (Rien ne va plus)Frankreich/Schweiz 1997, R: Claude Chabrol, D: Michel Serrault, Isabelle Huppert, Francois Cluzet

„Rien ne va plus? Von wegen, bei Claude Chabrol geht immer mehr. Auch in seinem 50. Film zeigt der mittlerweile 67jährige Klassiker des französischen Kinos, daß er wie eh und je zu den Meistern seines Fachs zählt. Nach selbst verfaßtem Drehbuch schickt er zwei seiner Lieblingsschauspieler in ein krimikomödiantisches Fondue für Feinschmecker. Isabelle Huppert und Michel Serrault bilden das erfolgreiche Gauner-Gespann Betty und Victor, das sich mit raffinierten Trickbetrügereien das eigene Portemonaie füllt. Mit pointierten Dialogen, dreisten Wendungen und sogar einer schweißtreibenden Folterszenen zu Opernmusik würzt der Oldie but Goldie sein skurriles Jubiläumswerk um ein schrulliges Betrügerpaar, das sich in seinen Bluffs verheddert und erfahren muß, daß eine Stricknadel auch ins Auge gehen kann. Aber so ist er, unser Chabrol: Immer ein wenig durchtrieben.“(Bremer) Gondel, Cinema, Casablanca (Ol)

M

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern

Der Morgen stirbt nie Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh

Der Witz bei den Bond Filmen besteht darin, daß die immer gleichen Zutaten einerseits genau wie in den Vorgängern und dann doch anders, frischer, gewagter serviert werden müssen. Dieser beginnt mit einer Enttäuschung: Es gab noch nie solch einen schlechten Titelsong wie den von Sheryl Crow gewimmerten. Aber dafür sind die Autojagd, die waffentechnischen Spielereien und das Finale, bei dem Bond wieder in letzter Sekunde den Weltkrieg verhindern muß, hier so rasant und pfiffig inszeniert, wie schon lang nicht mehr. Sogar aus der ständigen Produkt-Werbung vom BMW konnte Regisseur Spottiswoode Kapital schlagen, und so fahren sich die Bösewichter in ihrem Mercedes ausgerechnet in ausgestreuten Daimler-Sternen die Reifen kaputt. Pierce Brosnan ist bei seinem zweiten Auftritt als 007 schon fast so ironisch, souverän und sexy wie einst der Ur-Bond Connery, und durch die Idee, aus dem Supergangster einen Medienmogul mit einem Satellitenimperium zu machen, bekommt „Der Morgen stirbt nie“gerade soviel aktuelle Relevanz, daß man fast vergißt, wie anachronistisch die Filmserie eigentlich ist. Da ein großer Teil des Films in Hamburg spielt, bekommt man in der Originalfassung als Bonus auch noch einen in fürchterlichem Deutsch radebrechenden Bond zu hören. (hip)

City, UFA-Stern, UT-Kinocenter

N

Nix zu verlieren USA 1997, R: Steve Oedekerk, D: Tim Robbins, Martin Lawrence, Kelly Preston

„Was passiert, wenn ein arbeitsloser schwarzer Familienvater einen weißen Geschäftsmann überfällt, den aber die Pistole gar nicht schreckt, weil ihm alles egal ist, seit er seine Frau mit einem anderen im Bett gesehen hat? Dann beginnt eine wundervolle kriminelle Freundschaft - wie die zwischen dem Schwarzen T. (Martin Lawrence) und dem Weißen Nick (Tim Robbins)..“(TV-Spielfilm)UT-Kinocenter

P

Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith

„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Obwohl: eine moderne Zeichentrickversion „unsere“Pippi? Da halten wir's doch lieber mit dem „Highländer“: Es kann nur eine(n) geben!“(TV-Spiefilm) City, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos

R

Red Corner USA 1997, R: Jon Avnet, D: Richard Gere, Bai Ling

„Das war ja vorauszusehen: Richard Gere, seines Zeichens buddistischer Hollywood-Star und Duzfreund des Dalai Lama, spielt in einem Film, der die Machenschaften des kommunistischen China anprangert. Genauer gesagt, die fragwürdigen Methoden der chinesischen Justiz. Der gute Mensch von Hollywood gegen böse Kommunisten: Alles gut gemeint, doch es bräuchte einen subtileren Regisseur als Jon Avnet (“Aus nächster Nähe“), um zu überzeugen.“(V. Bleek) Ufa-Stern, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Rom, offene Stadt Italien 1945, R: Roberto Rossellini, D: Anna Magnani, Aldo Fabrizi, Marcello Pagliero

„Der Film wurde gedreht und spielt in den letzten Monaten der deutschen Besatzung von Rom. Er ist eine Chronik von Ereignissen des antifachistischen Widerstands und seiner brutalen Unterdrückung durch Wehrmacht und SS. Stellvertretend für die im Widerstand vereinten sozialen Kräfte stehen an der Spitze der Gruppe der Kommunist Manfredi und der Priester Don Pietro. Die spannungs- und gefühlsintensive, ja gelegentlich pathetische Erzählung ist in einem quasi-dokumentarischen Stil gefilmt und geschnitten. Ungeachtet der Tatsache, daß dies vor allem auf die Produktionsbedingungen zurückzuführen ist, gilt dieser innere Widerspruch als besondere Qualität des Films. Er erscheint als stilprägende Manifestation eines realistischen, alltagorientierten Erzählstils, der dann zum Erkennungszeichen des Neorealismus wurde. Der Film kann die manchmal ziemlich platten Stereotypen (der schlimmste der deutschen Faschisten ist auch noch tuntenhaft homosexuell) nur ausgleichen, weil er in seinen alltagsbezogenen Passagen die poetische Genauigkeit und damit die Glaubwürdigkeit des Märchens, der Legende und der klassischen italienischen Erzählkunst aufweist.“(Reclam Film Klassiker) Kino 46

S

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, daß es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, daß suchen heißt, nicht zu finden, und daß „alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt“. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, daß es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“(Time Out) Atlantis

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter..“(TV-Spielfilm) City

Spice World - der Film Großbritannien 1997, R: Bob Spiers, D: Spice Girls, Richard E. Grant

„1997 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Spice Girls über uns kamen. Selbst wer ihre Musik konsequent mied, traf spätestens im Supermarkt auf die penetranten Gewürzgirlies: In Form von Spice-Girls-Parfüm, Spice-Girls-Puppen, Spice-Girls-Kuchen, Spice-Girls-Chips usw, usw. Jetzt droht auch noch der Film. Im Branchenjargon nennt man das Produktdifferenzierung. Nur schmeckt die vorgeblich scharfe Girl Power so fade wie abgestandene Kartoffelchips: Mehr ein Blondinenwitz im Fünferpack als Revolution in Barbie-World. Ein bißchen Beatles-Klamotte, ein wenig Bond-Ästhetik, mit Seitenhieb auf machtgeile Medienmogule und die Paparazzi-Pest sowie Persiflageszenen auf Hollywoodfilmen wie „Speed“und „Mission Impossible“- das sind die wichtigsten Elemente des dünnen Drehbuchs. Als Appetizer für die kommende Europatournee kann man das lärmende Musikvideo im Spielfilmformat wirklich nur hartgesottenen Spice-Girls-Fans empfehlen.“(taz) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer

„Wer unvorbereitet in diesen Film geht und nicht mehr erwartet als Zoff mit außerirdischen Killerkakerlaken, wird, ziemlich verstört, ein Meisterwerk faschistischer Lichtspielkunst entdecken. Er wird dasitzen und sagen: „Das kann doch nicht - darf doch nicht - ernst gemeint sein.“Verhoeven nahm sich Propagandafilme des zweiten Weltkriegs zum Vorbild und übersetzte stur deren simpel gesticktes Rollenbild. Das Ergebnis, dachte er wohl, müsse zwangsweise groteske Überzeichnung sein, Satire eben, Karikatur. „Starship Troopers“ist eine düstere Zukunftsvision, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuseher. Und hier beginnt das Dilemma. Denn was Kino ist, entscheidet nicht nur die Intention derer, die es gemacht haben. Einigen wird Verhoevens Opus - unfreiwillig - den Eindruck vermitteln, daß Faschismus light okay sein kann. Und das kann nicht okay sein.“(Der Spiegel) City, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Waal- & Ziegelhofkinos (Ol)

T

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. .“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Das Trio Deutschland 1997, R: Hermine Huntgeburth, D: Götz George, Christian Redl, Jeanette Hain

„Sie klauen zusammen und leben zusammen: das alternde Schwulenpärchen Zobel und Karl sowie Zobels Tochter Lizzi. Das skurrile Dreiecksverhältnis gerät aus den Fugen, als Karl stirbt und Lizzi einen jungen Typen als Ersatz anschleppt. Aus der sanften Groteske droht ein Mordsmelodram zu werden, doch Hermine Huntgeburth (“Gefährliche Freundin“) weiß es stets zu verhindern, daß die Gefühle größer als die Figuren werden. Die Schauspieler dürfen über sich hinauswachsen - vor allem George als hemmungslose Schwuchtel und Sherry Hormanns „Cellistin“-Entdeckung Jeanette Hain“. (Focus) City

W

Das Wachsfigurenkabinett Deutschland 1924, R: Paul Leni, D: Wilhelm Dieterle, Emil Jannings, Conrad Veidt / Stummfilm mit live gespielter Klavierbegleitung

„Ein Schriftsteller erfindet romantische Geschichten zu den Jahrmarktsfiguren von Harun al Rashid, Iwan dem Schrecklichen und Jack the Riper. Die Wachsnachbildungen werden in fantastischen Episoden lebendig, deren Spektrum von der düster-expressionistischen Schauerballade bis zur burlesken Farce reicht. Deutscher Stummfilmklassiker unter der Regie des Malers und Filmarchitekten Paul Leni, dessen spielerische Verbindung von komischen und unheimlichen Effekten stilbildend für das amerikanische Horror-Comedy-Genre wirkte.“(Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Widows Deutschland 1997, R: Sherry Horman, D: Katja Flint, Ornella Muti, Eva Mattes

„Der Traum vom Märchenprinzen, der in den letzten Jahren noch so manche deutsche Komödie angetrieben hatte, ist ausgeträumt in „Widows“: die Prinzen haben sich nach Jahren der Ehe in Frösche verwandelt. und man kann die Ehefrauen durchaus verstehen, wenn sie sich über die Vorzüge des Witwenstandes Gedanken machnen. Mit den Männern hatte es Sherry Hormann schon in ihrem letzten Film „Irren ist männlich“nicht gut gemeint. „Widows“ist noch ein wenig böser gedacht. Und wäre er auch so konsequent böse gemacht, hätte das eine amüsante rabenschwarze Komödie geben können, über das, was aus Jungmädchenträumen einmal werden kann. Aber nur wenige Szenen sind witzig und nur wenige berühren das Herz. Trotz einer Versöhnung am Ende und dem sichtbaren Bemühen um Tiefgang fühlt man sich schließlich vor allem an diesen albernen Frauenwitz erinnert: eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad. Selten so wenig gelacht.“(epd-film) UT-Kinocenter

Wieder allein zu Haus USA 1997, R: Raja Gosnell, D: Alex D. Linz, Olek Krupa, Rya Kihlstedt

„Nicht mehr der originale Kevin, sondern der Frechdachs Alex ist diesmal allein zu Haus. Und gleich vier Gegner sehen sich seinen ausgefuchsten Attacken mit Murmeln, Spielzeugrobotern und Leim ausgesetzt. (tip) UT-Kinocenter

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Ein kleines Kunstwerk.“(TV-Spielfilm) Atelier

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Xala Senegal 74, R: Ousmane Sembene, D: Thierno Leye, Doua Seck / Originalfassung mit Untertiteln

„Dieser senegalesische Spielfilm behandelt die Widerprüche zwischen Kolonisation und Tradition und die neu entstehenden Klassengegensätze in Afrika. Ein erfolgreicher Geschäftsmann glaubt auf dem Höhepunkt seiner Karriere sich eine dritte Frau leisten zu können. Nach einer Feier erlebt er in der Hochzeitsnacht ein Fiasko, als er sich der jungen Frau gegenüber als impotent erweist. In seiner Verzweiflung sucht er, der sich voher so aufgeklärt gegeben hat, nun Hilfe bei Marabus und Wunderärzten.“(zitty) Kino 46