Kanther ist abgelöst

■ Koch wird Nachfolger von Kanther als Chef der hessischen Christdemokraten

Hanau (taz) – Manfred Kanther geht – Roland Koch kommt. Machtwechsel an der Spitze der CDU in Hessen. Mit 379 von 388 gültigen Stimmen wurde der „junge Wilde“ (39) am Sonnabend auf dem Landesparteitag der Union in Hanau zum neuen Landesvorsitzenden gewählt: 97,7 Prozent für Koch.

Damit ist der Jurist in Personalunion der Kandidat der CDU für das Ministerpräsidentenamt, der amtierende Vorsitzende der Landtagsfraktion – und jetzt auch noch der Parteichef. Der 58jährige Manfred Kanther nannte das auf dem Parteitag einen „natürlichen Wechsel“. Er selbst habe das Zepter des Landesvorsitzenden an Koch weitergeben müssen, weil das Bundesinnenministerium seinen Inhaber „auffresse“.

Und Roland Koch? Der „junge Wilde“ ist gewillt, beim Thema Innere Sicherheit in Kanthers Fußstapfen zu treten. Unter einer CDU-geführten Landesregierung würden Verstöße gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung von der Polizei nicht mehr geduldet und Verbrecher mit denselben Mitteln, etwa verdachtsunabhängugen Kontrollen, bekämpft – wie heute schon in Bayern und Baden- Württemberg. Und straffällig gewordene Ausländer müßten wissen, daß sie Hessen mit einem Ministerpräsidenten Koch an der Spitze „besonders schnell ausgewiesen und abgeschoben“ würden. Ansonsten spielte Koch in Hanau everybody's darling. Warme Worte für Arbeitnehmervertreter und Arbeitgeber in der Partei, für Modernisierer und Traditionalisten, für den liberalen und für den rechtskonservativen Flügel – und auch für die Frauen. Klaus-Peter Klingelschmitt