IG Metall will Fläche reformieren

Die IG Metall ist in „anachronistischen“ Punkten zur Reform des Flächentarifs bereit. Seine „Aushöhlung“ will sie nicht zulassen  ■ Aus Frankfurt/Main Klaus-Peter Klingelschmitt

Die IG Metall ist zur Reform des Flächentarifvertrages in allen Regionen der Republik bereit. Das erklärten der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel und sein Stellvertreter Walter Riester nach einer zweitägigen Vorstandssitzung gestern im Hauptquartier der Gewerkschaft in Frankfurt. Denn in manchen Punkten, so Zwickel, würden die Tarifverträge tatsächlich weit hinter den Entwicklungen in den Betrieben herhinken. Den Arbeitgebern müsse allerdings klar sein, daß „Reform“ lediglich „Änderung“ bedeute und nicht „Verzicht“.

Eine Aushöhlung des Tarifsystems werde die IG Metall allerdings ebensowenig zulassen wie eine Einschränkung des Streikrechts oder die betriebliche Festlegung der Regelarbeitszeit. Und auch vom Unternehmensgewinn abhängige Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen seien mit der IG Metall „nicht machbar“, sagte Zwickel.

Walter Riester erklärte, was die IG Metall dagegen für „machbar“ halte: die Aufnahme von neuen Arbeits- und Produktionskonzepten in regionale Flächentarifverträge, etwa Gruppenarbeit. Die Aufhebung der „anachronistischen Trennung“ von Arbeiter- und Angestelltentätigkeiten. Neue tarifliche Regelungen für die Qualifizierung der Beschäftigten. Die Schaffung tariflicher Rahmenregelungen für Projektarbeit.

All diese Reformvorschläge, so Riester, würden die Bindekraft der Tarifverträge für Arbeitnehmer und Arbeitgeber allerdings erhöhen und nicht – wie von Gesamtmetall offen angestrebt – vermindern. In Gesprächen mit Arbeitgebern in den Bezirken Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein- Westfalen will die IG Metall ausloten, ob ihre Vorschläge auf Verhandlungsbereitschaft stoßen.

Am Rande der Pressekonferenz griff Zwickel den Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, scharf an. Wer Tarifverträge ganz aushebeln wolle und sogar dazu aufrufe, abgeschlossene Verträge zu brechen, sei nicht nur ungeeignet, deutsche Interessen im Ausland zu vertreten. „Er ist auch ungeeignet, wohlverstandene Interessen der deutschen Industrie im Inland zu vertreten. Eigentlich ist so jemand nur noch geeignet zurückzutreten.“