Grüne Rache in Hessen

■ Parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer Weist wurde abgewählt. Kritik an Nachfolger

Wiesbaden (taz) – Zoff bei den Bündnisgrünen im Hessischen Landtag: Reinhold Weist (44) aus Kassel, lange Jahre parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, fiel am Montag abend bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands glatt durch.

Nur noch sechs von insgesamt 13 Fraktionsmitgliedern und zwei Minister wollten den Mann, dessen Markenzeichen glänzend geputzte Cowboystiefel und Ringelpullover in kreischenden Farben sind, als parlamentarischen Geschäftsführer haben. Das Aus für Weist bedeutet allerdings keinen Generationswechsel. Denn eine Mehrheit votierte anschließend für den knapp 50jährigen Frank Kaufmann, der bislang als Experte für den Öffentlichen Personennahverkehr galt.

Die erst vor knapp zwei Jahren neu installierte Fraktionsspitze mit Alexander Müller und seiner Stellvertreterin Priska Hinz wurde dagegen einstimmig wiedergewählt.

„Wadenbeißer“ wurde Weist gerne vom Sprecher der CDU- Fraktion im Landtag, Dirk Metz, genannt. Und wenn er sich in eine Sache verbissen hatte, ließ er tatsächlich nicht mehr los. Daß er im permanenten Abwehrkampf gegen tatsächliche und vermeintliche Feinde der eigenen Fraktion und der bündnisgrünen Minister auch schon einmal in eine sozialdemokratische Wade biß, dürfte ihm jetzt mit zum Verhängnis geworden sein. Was Weist selbst „professionelles Politikmanagement“ nennt, das in der Fraktion heute offenbar nicht mehr gefragt sei, hieß bei anderen schlicht „Übereifer“. Auch mit den Fakten soll er es bei seinen Attacken gegen den politischen Gegner nicht immer so genau genommen haben, war aus der Fraktion zu hören. Die verbale Auseinandersetzung in der Fraktion um Weist und seinen Nachfolger fand nicht nur hinter verschlossenen Türen statt.

Wie Alexander Müller gestern der taz sagte, habe sich Weist seine Abwahl selbst zuzuschreiben. Zu viele Fraktionsmitglieder habe er in der Vergangenheit „kaltschnäuzig behandelt“. Weist sollte jetzt aufpassen, daß er sich aus Enttäuschung und Verärgerung nicht um Kopf und Kragen rede. Weist selbst schlug diesen Rat gestern schnell in den Wind.

Im Gespräch mit der taz nannte er gestern seinen Nachfolger Kaufmann einen „langweiligen Geschaftelhuber“. Zudem sei dieser stets gegen die Übernahme des Justizressorts durch einen Bündnisgrünen gewesen.

Und Kaufmann, so Weist, habe nur kandidiert, um als parlamentarischer Geschäftsführer bei den nächsten Koalitionsverhandlungen „Zugriff auf den Ressortzuschnitt“ zu bekommen. Klaus-Peter Klingelschmitt