Auf Du und Du mit Innovationsprämien
: Kreative Beamte

■ 104.000 Mark sparten die Ämter 1996 durch Ideen der Beschäftigten

Vor zwei Jahren holte der Hiwi Ralf Bohrhardt seine Gehaltsabrechnung der Universität aus dem heimatlichen Briefkasten, da kam ihm eine Idee. Die Verwaltung könnte doch zwölf Mark im Jahr Porto sparen, wenn die Abrechnung direkt an seine Arbeitsstelle im Zentrum für Sozialpolitik ginge. Schließlich verfügt die Universität über eine interne Hauspost.

Doch die Verwaltung stellte sich quer, mäkelte, so etwas sei technisch nicht möglich. „Ich habe mich geärgert, daß die nicht fähig sind, Geld zu sparen“, erzählt er. Also schickte der Student seinen Vorschlag an das Betriebliche Vorschlagswesen der Senatskommission für das Personalwesen (SKP). Der Ärger über zwölf Mark brachte dem 30jährigen jetzt 2.000 Mark ein. Er wurde von der SKP mit einer Prämie belohnt.

Zwischen 100 Mark und maximal 20.000 Mark liegen die Prämien, die vom Betrieblichen Vorschlagswesen jährlich vergeben werden. 1996 wurden 20 Vorschläge ausgezeichnet - für Ideen die zu Einsparungen von 104.000 Mark führten - im letzten Jahr lediglich vier. Wie hoch die Belohnung ausfällt, hängt davon ab, wieviel sie einspart. 20 Prozent der Einsparung erhalten die Ideengeber bei einmaligen Ausgaben ausgezahlt, zum Beispiel beim Kauf eines Gerätes. Mehr gibt es dort, wo laufende Kosten zusammenschmelzen: Die Prämie beläuft sich dann auf 40 Prozent der jährlichen Ausgabe.

Daß man durch Prämien richtig zu Geld kommen kann, zeigt der Fall von Jochen Busch. 12.800 Mark hat der Beamte aus der Staatskanzlei erhalten. Sein Vorschlag war. so heißt es lapidar im Amtsblatt der Hansestadt, „Ehrenurkunden für Jubiläen in der Senatskanzelei zu drucken“. Ist das nicht ein bißchen wenig Innovation für so viel Geld? Nein, widerspricht Busch. Länger habe er einen Kollegen dabei beobachtet, wie er sich mit den monatlich etwa 300 Urkunden herumschlug. Papierlisten vom Einwohnermeldeamt kontrollieren, Auftrag an die Druckerei, Urkunden überprüfen und dann verschicken.

Jetzt kommen die Daten auf der Diskette vom Meldeamt, werden im Computer direkt in die Urkunde gefügt und vomhausinternen Laserdrucker ausgedruckt. „Der Kollege braucht nur noch einen halben Tag“, sagt der 47jährige – dank dem von ihm entwickelten Computerprogramm. Ein kreativer Beamter.

Dagegen wirkt die Art, wie eine Idee für eine Prämie ausgewählt wird, eher statisch. Ist ein Vorschlag eingereicht, durchläuft er den Landesrechnungshof, die Finanzbehörde und das Personalwesen. Dort zählt nur die Einsparung. „Es hat sich niemand bei den Sekretärinnen rückversichert, ob dort nicht viel mehr Aufwand entsteht“, sagt zum Beispiel der ehemalige Hiwi Bohrhardt im Rückblick auf seine Idee.

Auch besonders innovative oder komplizierte Vorschläge, die vielleicht nicht so viel Geld einsparen, werden nicht gesondert belohnt. „Was innovativ ist oder nicht, darüber könnte man Stunden streiten“, sagt dazu der stellvertretende Sprecher des Senats, Thomas Diehl. Aber nicht in einer Behörde. susa