Eine gelungene Annäherung an Afrika

■ Ein Reiseführer mit profunden Kenntnissen und Informationen über Simbabwe

Der neue Simbabwe-Reiseführer aus dem Mai Verlag zeigt, daß es auch anders geht: endlich mal ein Titel, der ein Land ohne Klischees, peinliche Ausrutscher oder verdeckte Rassismen präsentiert. Als Autoren zeichnen zwei Journalisten, die das südostafrikanische Land seit 1980 sowohl beruflich als auch privat immer wieder bereist haben und wie ihre Westentasche kennen. So ist Peter Ripken, Geschäftsführer der Frankfurter „Gesellschaft zur Förderung der Literatur Afrikas, Asiens und Lateinamerikas“, jedes Jahr auf der wichtigsten Buchmesse Afrikas präsent, der „Simbabwe International Book Fair“ (ZIBF), die seit 1983 jeweils Ende Juli/Anfang August in Harare stattfindet.

Der einleitende Teil, in dem Natur, Geschichte, Staat und Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Sport Simbabwes dargestellt werden, macht fast die Hälfte des Buches aus. Eine informative und interessante Lektüre. Überhaupt liest sich das Buch, selbst im zweiten, praktischen Teil mit einem ausführlichen Porträt der Hauptstadt Harare und den drei Routenvorschlägen zu den Highlights einer Simbabwe- Reise (verschiedene Nationalparks, Ruinen von Great Simbabwe, Viktoria Falls, Eastern Highlands), eher wie eine landeskundliche Monographie als wie ein Reiseführer mit fleißig langweiligen Daten zu Hotelpreisen und Busverbindungen.

Im historischen Teil liefern die Autoren einen gelungenen Abriß der simbabwischen Geschichte mit Einblicken in die vorkoloniale Zeit und besonderem Schwerpunkt auf der schwierigen Übergangszeit vom rassistischen Smith-Regime Rhodesiens zum unabhängigen Simbabwe. In den nicht minder umfangreichen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Darstellungen klammern die Gewerkschafts-Redakteurin Gabriele Prein und Peter Ripken, ehemaliger Mitarbeiter der Bonner „Informationsstelle Südliches Afrika“ (ISSA), die aktuellen Probleme und Debatten des Landes nicht aus. Und was ganz wichtig ist, da es der hier vorherrschenden Negativberichterstattung über die Länder der sogenannten Dritten Welt entgegentritt: eine ausführliche Darstellung der „kulturellen Grundlagen“ des afrikanischen Landes gibt Einblicke in Malerei, Musik, die verschiedenen Sprachen, Religion, Presse, Sport etc.

All das tröstet den Leser über wenige kleine Flüchtigkeits- oder Druckfehler hinweg (die so wichtigen Wahlen im Nachbarland Mosambik fanden Ende 1994 statt!) und rechtfertigen vielleicht auch den stolzen Preis. Dennoch: Von Peter Ripken, dem Kenner und Liebhaber der afrikanischen Literatur, hätte man sich gerne einen ausführlicheren, mehr als zwei Seiten umfassenden Teil zur (boomenden) simbabwischen Literatur gewünscht, die durch zahlreiche Übersetzungen mittlerweile auch dem deutschsprachigen Leser zugänglich ist (siehe umfangreiche Bibliographie!). Offensichtlich beugte Ripken sich den Zwängen eines Reiseführers, der für spezielle Themen nur wenig Raum bietet. Oder wollte er eventuellen Vorwürfen wie etwa „unverbesserliche Fachsimpelei“ vorbeugen? Klaus Jetz

Peter Ripken/Gabriele Prein, „Simbabwe“. Reiseführer mit Landeskunde, Mai Verlag, Dreieich 1997, 259 Seiten, 49,80 DM