Kursrutsch in Japan

■ Geringe Wachstumsaussicht und labile Unternehmen beunruhigen Aktienhändler

Tokio (taz/dpa) – Ungeachtet eines erneuten kräftigen Kurssturzes an der Aktienbörse um gut fünf Prozent will die japanische Regierung keine weiteren Maßnahmen zur Stimulierung der schwachen Konjunktur ergreifen. Das erklärte Regierungssprecher Kanezo Muraoka gestern in Tokio. Gestern am späten Abend wollte die Regierung ihre Wachstumsprognosen bekanntgeben. Bereits vorab war am Donnerstag bekannt geworden, daß das Wachstum für dieses Jahr nur winzige 0,1 Prozent beträgt und die Regierung auch für nächstes Jahr nur mit 1,9 Prozent realem Wachstum rechnet. Für dieses Jahr hatte sie ebenfalls ursprünglich mit 1,9 Prozent Zuwachs gerechnet. Japanische Wirtschaftsforschungsunternehmen halten die Regierungsprognose für zu optimistisch. Sie rechnen mit einem Wachstum von höchstens einem Prozent.

Der Nikkei-Aktienindex brach um 5,2 Prozent ein, die Börse schloß bei nur 15.314,89 Punkten. Händler führten den Einbruch auf die unsichere Konjunktur und die finanzielle Instabilität einiger Unternehmen zurück. Am Donnerstag war die Lebensmittelkette Toshoku mit Schulden von 640 Milliarden Yen in Konkurs gegangen. Anleger befürchteten, daß die zögerliche Haltung der Banken hinsichtlich neuer Kredite weitere Unternehmen in Schwierigkeiten bringen könnte.

Muraoka wies in Reaktion auf den Kurssturz darauf hin, daß die Regierung bereits genügend zur Stützung des Aktienmarktes unternommen habe. Darüber hinausgehende Maßnahmen seien nicht geplant, erklärte der Regierungssprecher. Er hoffe, daß die von der Regierung eingeleiteten Schritte zur Belebung der Konjunktur dazu beitragen werden, das Vertrauen der Bevölkerung sowie der internationalen Märkte in die japanische Wirtschaft wiederherzustellen.

Die Regierung hatte Mitte der Woche eine einmalige Einkommenssteuersenkung in Höhe von zwei Billionen Yen (rund 27 Milliarden Mark), Steuererleichterung für die Unternehmen sowie ein Paket zur Stabilisierung der Finanzinstitute vorgelegt.