■ ÖkoRegio
: Lebenselixiere im Visier

Umweltschutz und Ökologie – beide Begriffe bringen wohl selbst die für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen Engagierten selten mit der Wissenschaft von der Erdgeschichte in Verbindung. Dies ist ein Trugschluß. Denn für den Schutz von zwei der drei wichtigsten Elixiere unseres „blauen Planeten“, für das (Grund-) Wasser und den Boden, tragen die 90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des „Landesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg“ mit Hauptsitz in Kleinmachnow bei Potsdam, mit Außenstellen in Frankfurt (Oder), und Cottbus, unmittelbar Sorge. Allein unsere Luft ist nur indirekt ihr wissenschaftliches Metier.

Die Experten und Expertinnen des Landesamtes für Geowissenschaften beschäftigen sich sonst – bis zu 300 Millionen Jahre in die Erdgeschichte zurück und bis zu 6.000 Meter in die Tiefe – mit „hoheitlichen geologischen Spezialkarten“ in den Mastäben 1:25.000 bis 1:300.000, mit Erdbau, Grundbau, Alt- und Neubergbau und deren Folgen, ja sogar mit Wirtschaftsgeologie, mit Kiesen, Sanden, mit Kalkvorkommen wie bei Rüdersdorf und natürlich mit der guten Lausitzer Braunkohle. Zu ihren Aufgaben gehört auch die ingenieurgeologische Begleitung von Verkehrstrassen, etwa der ICE-Strecke Berlin-Hannover, damit selbige nicht in den sumpfig-schlüpfrigen Abgründen des Havelländischen Luchs versinke.

Auf welcher geologischer Grundlage die märkische Heimaterde einst entstanden ist, wie ihr „Ertragspotential“ einzuschätzen ist, wie des Menschen Einflußnahme auf Acker, Wald und Wiese sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft positiv oder gefährdend auswirkte oder auswirken wird, wie hoch etwa die Belastung mit Schwermetallen schon ist und sein dürfte... – all das wird akribisch Schritt um Schritt bis weit ins neue Jahrtausend untersucht, erfaßt und in Datenbanken sowie in Musterblättern im Maßstab 1:50.000 dargestellt.

Der Hege und Pflege von Brandenburgs mehr als eintausend Grundwasserschutzgebieten haben sich die Hydrogeologen verschrieben. Auch sie erarbeiten umweltgeologische Spezialkarten und haben, gesetzlich verpflichtet, bei allem und jedem Bauvorhaben ein Einspruchsrecht. Wenn irgendwo in Brandenburg ein Haus, und sei es nur ein Einfamilienhaus, eine neue Fabrik, ein Gewerbepark oder gar eine neue Deponie errichtet werden soll. Wenn ein (Tief-) Brunnen oder sonst ein tieferes Loch in den Untergrund gebohrt wird. Sogar wenn ein kleiner, privater Öltank fÜr die Heizung geplant ist, stets müssen die Kleinmachnower davon in Kenntnis gesetzt werden. Denn abhängig von der konkreten geologischen Situation vor Ort können Gefahren drohen, die der Laie nicht einmal ahnt.

Ein Beispiel: Normalerweise durch eine dicke Tonschicht, die „Rupelschicht“, von den süßes Grundwasser führenden Kies- und Sandschichten getrennt, ruhen tief unter Brandenburg gewaltige Salzwassersohlen. Die Schutzschicht aber ist vielfältig gestört und mancherorts potentiell durchlässig. Durch den falschen menschlichen Eingriff am falschen Ort kann es so sehr schnell zu einem „Umweltunfall“ kommen, der zur Versalzung unseres Lebenselixiers, des Grundwasser, führt. Klaus Bruske