Dasa-Tochter verdealte verbotene Klimakiller

■ Gericht hebt Zwangsstillegung der Sachsen-Anhaltiner Firma CRBG auf

Frankfurt/Main (taz) – FCKW und Halone sind Klimakiller, die seit dem Montrealer Protokoll der UN-Umweltschutzkonferenz von 1987 in Europa und den USA nicht mehr produziert und verwendet werden dürfen. Eingeschränkt erlaubt ist nur noch die Nutzung von recyceltem Material. Das hat die Firma Chemical Reverser Betriebs GmbH (CRBG) in Rodleben in Sachen-Anhalt aber nicht davon abgehalten, mit den verbotenen Kältegasen illegal Handel zu treiben: mit Herstellern von Klimaanlagen und Kühlgeräten in den USA und ganz Europa.

Die Firma, die zu 50 Prozent der Daimler-Benz Aerospace AG (Dasa) gehört, soll als Schleuser für illegal importierte FCKW und Halone tätig gewesen sein. Dies sagte der Frankfurter Oberstaatsanwalt Job Tillmann gestern auf Anfrage. Auf die CRBG war die Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen gegen die Frankfurter Firma Taifun gestoßen. Taifun soll 1996 und 1997 rund 1.000 Tonnen frisch produziertes FCKW und Halon mit gefälschten Zollpapieren aus China eingeführt haben.

Die illegale Ware sei dann zur CRBG geliefert worden – einer Firma, die eigentlich zum Zwecke der Vernichtung der ozonschichtfressenden Gase gegründet worden war. Als umdeklariertes „recyceltes Material“ gelangten die frisch produzierten Gase dann zu den Abnehmern.

Das Umweltministerium in Magdeburg hatte gestern vormittag nach einem Bericht der ARD zum Thema am Dienstag abend die Zwangsstillegung der CRBG angeordnet. Die Firma rief dagegen sofort ein Gericht an und hatte Erfolg. Die Stillegung wurde umgehend wieder aufgehoben. Und dem Umweltministerium unter der Bündnisgrünen Heidrun Heidecke wurde untersagt, sich zur CRBG zu äußern. Eine schon terminierte Pressekonferenz wurde daraufhin abgesagt. Heidecke kündigte an, ihrerseits gegen die Gerichtsentscheidung vorgehen zu wollen.

Der Geschäftsführer von Taifun wurde bereits im Juni 1997 in U-Haft genommen, befindet sich aber nach Zahlung einer Kaution wieder in Freiheit. Die Ermittlungen, so Tillmann, seien noch nicht abgeschlossen. Namen von Firmen, die der CRBG wissentlich oder unwissentlich FCKW und Halon abgekauft haben, wolle er deshalb nicht nennen. Klaus-Peter Klingelschmitt