Das Schicksal der Margarethe S.

Ihrer Mutter Josefine vertraut sie bis heute „restlos“. Margarethe Schreinemakers wurde 1958 in Krefeld geboren; ihr Vater war Drehermeister, die Mutter Hausfrau. Die gläubigen Katholiken schicken die Tochter auf eine Nonnenschule. „Meine Eltern haben uns gelehrt, den Mund aufzumachen“, erinnert sie sich. Ihr öffentlich bekundetes Motto: „Wir sind nicht reich, aber wir sind auch wer.“

Schon während ihres Studiums beginnt Margarethe Schreinemakers journalistisch zu arbeiten. Nach einem Zeitungsvolontariat hospitiert sie beim WDR und startet ihre TV-Karriere bei der „Aktuellen Stunde“. Michael Leckebusch entdeckt ihre Entertainerqualitäten und holt sie 1985 für „Extratour“ zu Radio Bremen. Ein Eheversuch mit Jürgen von der Lippe dauert nur 656 Tage: Er will keine Kinder. Der Sprung ins ARD-Erste mißlingt: Die Spielshow „Wortschätzchen“ (1987/88) und die Satiresendung „Chiquita“ (1989) floppen: „Ich habe Rotz und Wasser geheult.“ Im gleichen Jahr heiratet sie den Rechtsanwalt Werner Klumpe. Sohn Lukas kommt auf die Welt.

1992 gibt ihr Sat.1 eine neue Chance: „Schreinemakers live“ wird zum Prototyp deutscher Infotainmentunterhaltung. Schon im zweiten Jahr holt sie die Superquote von 7,72 Millionen Zuschauern. Die Kritik hat weiter Probleme mit ihrem Stil: Daß sie vor laufender Kamera weint, trägt ihr den Titel „Weinemakers“ ein.

1995 übernimmt Fred Kogel die Programmdirektion von Sat.1. Er will die drei Stunden „Schreinemakers live“ kürzen, um den Late-night-Talker Harald Schmidt aufzubauen. In der Babypause für Sohn Kristoph fallen die Quoten von „Schreinemakers live“ ins Bodenlose. Jörg Wontorra absolviert die Vertretung eher lustlos.

Die Rückkehr auf den Bildschirm wird zum Sommerskandal 1996. Die Steuerfahndung geht dem Verdacht nach, die Schreinemakers-Firmen schleusten durch ein verzweigtes Netz Geld am Fiskus vorbei. Es wird bekannt, daß die „Anwältin der kleinen Leute“ außerhalb des Steuerlandes in Belgien wohnt. „Gier“, titelt der Stern. Margarethe Schreinemakers behauptet, Finanzminister Theo Waigel wolle sie „plattmachen“, weil seine Ex-Frau Gast ihrer Sendung war. Die Nation staunt über angehäuften Reichtum. Der Philosoph Peter Sloterdijk vermutet: „Wahrscheinlich kommt sie sich ziemlich arm vor.“

Am 22. August 98 will Margarethe Schreinemakers in ihrer Show über ihren eigenen Steuerfall berichten. Sat.1 droht, die Sendung abzuschalten, Schreinemakers sendet, Kogel dreht ihr um 23.50 Uhr den Saft ab.

Beim Konkurrenzsender RTL findet „Schreinemakers live“ eine neue Heimat – aber kein neues Publikum. Hektische Relaunchversuche helfen der Quote nicht mehr auf. Niemand glaubt ernstlich, daß der Vertrag über das Jahresende hinaus verlängert wird. Aus juristischen Gründen muß das Aus aber dementiert werden. klab