■ News-Aufklärung
: Was verschwiegen wird

Daß das Olympiastadion in Sydney auf verseuchtem Boden errichtet wird, ist seit über einem Jahr bekannt – veröffentlicht wurde es erst jetzt. Die Nachricht war bewußt unterdrückt worden. Wie lange Informationen unter der Decke gehalten werden können, kann man an den Enthüllungen über das sogenannte Nazigold sehen. Manche Themen kommen überhaupt nicht in die Medien. Die Siegener „Initiative Nachrichtenaufklärung“ von Medienwissenschaftlern legte gestern erstmals eine Liste solcher Informationen vor. Die Jury aus Journalisten und Wissenschaftlern will damit von nun an alljährlich doppelte Aufklärung leisten: Aufklärung über die Themen und über die Berichterstattungswillkür von Medien. Eine Information muß nicht nur verschwiegen sein, sondern ihre Veröffentlichung muß wirksam und ihre Quelle nachprüfbar sein. Das US-„Project censored“, das seit 20 Jahren solche Nachrichten sammelt, war das Vorbild.

Die Top 4 der unterdrückten Nachrichten für die Initiative:

1. Die Demokratie der 3,8 Prozent: Nur 3.8 Prozent der Deutschen sind Parteimitglieder – doch von Arbeitsämtern bis zu Zollverwaltungen, von ARD bis ZDF besetzen sie weitgehend die Leitungsposten.

2. Nachrichtenlose Konten aus Afrika: Ähnlich den Nachrichtenlosen Konten der Holocaustopfer gibt es bei Banken in Europa und USA nachrichtenlose Konten afrikanischer Despoten. Allein aus Nigeria wurde 30 Milliarden US-Dollar auf ausländischen Privatkonten angelegt. Nach Umstürzen gibt es häufig niemanden mehr, der von den Konten weiß oder auf sie zugreifen darf.

3. Atommüllendlager Schacht Konrad: Obwohl einzelne Medien über die Planungen des Atommülllagers berichtet hatten, das im Jahr 2001 betriebsfertig sein soll, fand die Jury, daß über die Gefahren kaum berichtet worden sei.

4. Nukleare Gefahr von der Kola-Halbinsel: Die Halbinsel im Norden Rußlands ist eine nukleare Müllhalde ohne jede Sicherheitsvorkehrung von der Größe Bayerns und Baden-Württembergs zusammen. Über 200 Atomreaktoren verrotten dort ungeschützt neben anderem Müll – 2.000 Kilometer von Hamburg.Thomas Moser