Hauptmann Heiner Kappel verläßt die Liberalen

■ Der hessische FDP-Parteitag ließ den Rechtsaußen Kappel bei den Wahlen zu sicheren Listenplätzen durchfallen. Nach 24 Jahren Mitgliedschaft tritt der Hauptmann der Reserve ab

Frankfurt/Main (taz) – Die FDP ist nicht nur in Hessen eine an Mitgliedern arme Partei. Dennoch wurde in der Führungsspitze am Sonnabend auf dem Landesparteitag in Friedberg erleichert durchgeatmet. Einer, der 24 Jahre lang Mitglied der Partei war, verkündete seinen Abgang: Heiner Kappel (58). Der Sympathisant von Jörg Haider zog damit die Konsequenz aus seinen Wahlniederlagen. Vergeblich kämpfte der ehemalige evangelische Pfarrer und Hauptmann der Reserve auf dem Parteitag um einen sicheren Platz auf der Landesliste für die Bundestagswahlen. Nur 78 von 298 Delegierten wollten ihn auf dem dritten Listenplatz sehen, bei seiner Kandidatur für den vierten Platz erhielt er gar vier Stimmen weniger.

Zuvor war Parteichef Wolfgang Gerhardt mit mehr als 95 Prozent der Stimmen auf den ersten Platz der Landesliste gewählt worden. Beim Kampf um den zweiten Listenplatz setzte sich der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Herman Otto Solms, gegen einen Bauunternehmer aus Bad Hersfeld durch – trotz der Panne bei der Antragstellung für die staatliche Parteienfinanzierung.

Aus der Landtagsfraktion der FDP war Kappel schon Ende September 1997 ausgeschlossen worden. Die Landes- und Fraktionsvorsitzende Ruth Wagner nannte den Ausschluß eine Reaktion auf einen Aufritt von Kappel im Bürgerschaftswahlkampf im Hamburg. Dort hatte er auf einer Veranstaltung des „Bundes freier Bürger“ gesprochen und gegen den Euro und die „Überfremdung in Deutschland“ gewettert. Nach seinem Ausschluß aus der Fraktion sattelte Kappel aber noch einen drauf: Am Tag der deutschen Einheit sprach er vor Vertretern diverser konservativer und rechtsgerichteter Parteien und Gruppierungen auf dem Kyffhäuser. Wegen „parteischädigendem Verhalten“ wurde danach ein Ordnungsverfahren eingeleitet. Das Ziel: Parteiausschluß. Noch auf dem Parteitag drohte Kappel damit, mit dem „Bund freier Bürger“ und „anderen Organisationen des konservativen Spektrums“ Gespräche über die Gründung einer „Sammlungsbewegung“ zu führen. Kappel ist übrigens bereits gewählter FDP-Direktkandiat für die Bundestagswahl im Main-Taunus- Kreis. Und Direktkandidat wird Kappel auch bleiben – trotz Parteiaustritt oder möglichem Parteiausschluß. Klaus-Peter Klingelschmitt