■ Jazzy, Nena und Peter Maffay treffen Bundespräsident Herzog
: Auf in die Poprepublik!

Achtung, Jugend, jetzt wird's ernst! Topmeldung des Tages: Bundespräsident Herzog traf auf Jazzy von Tic Tac Toe, um „die Zeit der Sprachlosigkeit zwischen Politik und Popkultur zu beenden“. Auch mit im Kreis: Peter Maffay und Nena. Ein Meeting eindeutig im Geiste des Klartextredens: den Problemen ins Auge sehen, Mißverständnisse ausräumen und so; das überfällige Versöhnungswerk zwischen den Generationen in die Wege leiten. Auch galt es offenbar, einen Informationsrückstand auf Seiten des Bundespräsidenten aufzuholen. „Früher, als ich noch viel alleine auf bundesdeutschen Autobahnen unterwegs war, hat mich das Autoradio stets auf den neuesten Stand gebracht“, soll Herzog erläutert haben, viel mehr drang bislang nicht aus der streng abgeriegelten Villa Hammerschmidt. Das läuft wohl auf eine Glosse hinaus, oder?

Aber Moment mal, unter Ausschluß der Öffentlichkeit – das ist doch immer dann, wenn die wirklich wichtigen Dinge verhandelt werden, oder? Wenn entschlossene Männer und Frauen die Geschicke des Staatsschiffs in die Hände nehmen. Roman, Jazzy, Peter und Nena – planen sie die Poprepublik? Da gibt es nichts zu lachen, wir segeln hier in Richtung knallharter Wirtschaftskommentar! Die Facts: Seit Jahren schon trommelt Dieter Gorny, der Viva-Mann und Schattenminister for Mittelstand für ein „nationales Produkt“, für deutsche Pop-Dienstleistung im Sinne mentaler Grundversorgung. Das Gipfeltreffen in der Villa Hammerschmidt muß also als Beitrag zur Standortfrage betrachtet werden. Die phonographische Industrie hat bereits zu erkennen gegeben, daß sie sich von der Sache ein „Signal“ erwartet. Pop für die Welt, aber die Tantiemen bleiben hier!

Die Frage, die uns gegen Ende dieses nunmehr eindeutig staatsmännisch gefärbten Kommentars bewegt, lautet indes: Wird es für Roman Herzog zum Rock-'n'-Roll-Präsidenten reichen? Es sei „unheimlich schwer“, Tagespolitik „so optimal zu konfektionieren, daß es Jugend begreift“, gab Gorny Jugendministerin Nolte, süße 31, erst vorgestern wieder in einem Gespräch der Süddeutschen Zeitung zu bedenken. „Natürlich bin ich noch jung“, zeigte diese sich einsichtig, „und in meine Arbeit als Ministerin bringe ich das ein. Aber ich gehöre nicht mehr zu den Kids der Popszene.“ Ob auch Herzog so pragmatisch denkt? Wir wissen zur Stunde nicht, was Jazzy empfohlen hat, bleiben aber dran! Für den Bereich Politik goes Pop gilt nämlich, was Gorny im vergangen Jahr der taz verriet: „1998 haben wir sie alle am Bein.“ Thomas Groß