Frankfurter Börse will kein Geld von den Banken

■ Vorweihnachtlicher Verzicht auf Gebühren beim Aktienhandel. Kunden sollen teilhaben

Frankfurt/Main (taz) – Die Deutsche Börse AG hat Geld zu verschenken – ausgerechnet an die Banken. Wie eine Sprecherin der Börse gestern bestätigte, würden den Banken in den letzten beiden Monaten dieses Jahres sämtliche Gebühren für den Aktienhandel erlassen. Der Gebührenerlaß, so die Sprecherin weiter, gelte für den Parkett- und den Computerhandel. Und vom 18. November 1997 an auch für Transaktionen nach dem neuen Handelssystem „Xetra“. Das von Kritikern aus den Banken als „zu teuer“ bezeichnete System soll das „Ibis“-System ablösen.

Die gute Börsenkonjunktur sei der alleinige Grund für das vorweihnachtliche Geschenk an die Banken gewesen, versicherte die Sprecherin der Börse AG auf Nachfrage. Immerhin müssen von den Banken normalerweise pro Aktientransaktion 3,50 Mark Gebühr an die Börse überwiesen werden. Doch die Banken werden den unerwarteten Zuwachs an monetärer Potenz nicht für sich behalten können, weil die überraschende Aktion nicht – wie zuvor vereinbart – geheimgehalten werden konnte.

Der umgehende Protest der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), der auf die Weitergabe der von den Banken gesparten Gebühren an die wertpapierbesitzende Kundschaft durch die Banken abzielte, beeindruckte offenbar zuerst die Deutsche Bank. „In vollem Umfang“ werde man der Kundschaft bei der Deutschen Bank die 3,50 Mark pro Transaktion von den allgemeinen Depotführungsgebühren abziehen, sagte ein Bankensprecher auf Nachfrage.

Die Commerzbank dagegen befinde sich noch „in der Prüfphase“, so Pressereferentin Angelika Plapper. Es werde aber nach einem gangbaren Weg gesucht, die eingesparten Gebühren an der Börse an die Kundschaft weiterzugeben. „Aber ohne daß dafür ganze Computerprogramme neu geschrieben werden müssen.“ Klaus-Peter Klingelschmitt