Neue Ermittlungen im Fall Stradivari

■ Polizei und Presse unter Verdacht des Hausfriedensbruchs

Die Staatsanwaltschaft hat jetzt im Fall „Stradivari“gegen drei Polizeibeamte der Bremer Kripo und gegen sechs Journalisten von Radio Bremen Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zum Hausfriedensbruch und wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet. Das hat der Leitende Oberstaatsanwalt, Jan Frischmuth, gestern bestätigt. Die PolizistInnen hatten bei ihren Ermittlungen im Fall der getöteten Musikprofessorin Maria G. ein Kamerateam mitgenommen, als sie die Wohnung des Verdächtigen Vasile D. durchsuchten.

Maria G. war im Oktober des vergangenen Jahres bei einem Überfall zu Tode gestürzt und ihrer zwei Millionen Mark teuren Stradivari beraubt worden. Vasile D. steht unter Verdacht, seinen Bekannten Marin B. angestiftet zu haben, die Professorin zu überfallen. Bei den Ermittlungen filmte das Team von Radio Bremen unter anderem die Durchsuchung im Schlafzimmer von Vasile D. und – ohne Wissen des Beschuldigten – sein Verhör durch die Kripo. Darüber hinaus wurden in dem Film „Der Fall Stradivari“, der im Mai in der Serie „Unter deutschen Dächern“gesendet wurde, private Videoaufnahmen des Beschuldigten von einem Konzert gezeigt.

Das Hamburger Landgericht sah darin eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten und untersagte dem Sender im Juli unter Androhung eines Ordnungsgeldes von 500.000 Mark die Szenen nochmals auszustrahlen. Darüber hinaus erstattete der Beschuldigte Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Die Staatsanwaltschaft brauchte mehrere Monate, um die juristischen Grundlagen der Anzeige zu prüfen. Im Vordergrund stand dabei die Frage, ob die Polizei durch den Durchsuchungsbefehl zum Hausherrn der Wohnung geworden war und die Fernsehleute mitnehmen durfte. Der zuständige Staatsanwalt hat die Frage, nach Auskunft Frischmuths, inzwischen verneint, so daß jetzt sowohl gegen die Journalisten als auch gegen die Polizisten ermittelt wird.

Im Falle der getöteten Musikprofessorin Maria G. ist inzwischen Anklage erhoben worden. Beim Landgericht wird jetzt im sogenannten Zwischenverfahren geprüft, ob auch Anklage gegen Vasile D. erhoben wird. D. bestreitet, etwas mit dem Überfall zu tun zu haben. Um den Sachverhalt zu erhellen, werden neue Zeugen gehört. Polizeipräsident Rolf Lüken sieht bis heute kein Fehlverhalten seiner Beamten. Die Polizei sei mit Dreherlaubnissen bei Ermittlungen aber vorsichtiger geworden. kes