Weg für Multimedia-Zentrum ist frei

■ Druck der Telekom stimmte Immobilientochter um / Telekom unterstützt Projekt der Wirtschaftsförderungsgesellschaft / Für ein alternatives City-Konzept gibt es aber keine Hilfe

Bremen bekommt doch ein Multimedia-Zentrum in Horn. Im ehemaligen Schulungszentrum der Telekom an der Horner Mühle sollen schon im Dezember die ersten Unternehmen einziehen, die im Internet, mit dem Design von CD-Roms oder der Produktion von anderen Medien Geld verdienen wollen. Die Telekom-Tochter DeTe-Immobilien hat sich mit der Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) auf die Konditionen und Mietpreise geeinigt.

Das Projekt in Horn hatte dem Vernehmen nach zwischenzeitlich am seidenen Faden gehangen. Die DeTe-Immobilien wollte sich nicht auf die von der WfG verlangten Mieten von elf Mark für die Nutzflächen und zehn Mark für die Verkehrsflächen (Flure) pro Quadratmeter einlassen. Unter dem Druck der Mutterfirma Telekom ließen sich die Immobilienleute jetzt umstimmen. Nun liegen die Mieten für die Verkehrsflächen bei den gewünschten sechs Mark.

In der kommenden Woche soll ein Kooperationsvertrag unterschrieben werden. Dieser sichert der WfG das Recht zu, die von der Telekom freigemachten Flächen mit Firmen ihrer Wahl zu belegen. Neben etablierten Unternehmen aus Bremen und wenn möglich von auswärts sollen in Horn auch Existenzgründer einziehen. Außerdem wird die Bremer Akademie für Kommunikation, Marketing und Medien nach Horn gehen, um dort eine Multimedia-Akademie aufzubauen. „Die Räume sind in erstklasigem Zustand“, sagte WfG-Mann Ralf Meyer. Das war das große Plus für Horn gegenüber anderen Objekten, die ins Auge gefaßt worden waren: Die Räume können sehr kurzfristig bezogen werden.

Laut WfG liegen schon Anfragen für 2.000 Quadratmeter vor, bis auf 6.000 Quadratmeter soll das Zentrum wachsen. Für die Firmen stehen eine Aula mit 400 Plätzen, ein Betriebsrestaurant, ein Hotel sowie 400 Parkplätze zur Verfügung. Dort soll auch das „Vereinsheim“des Vereins Bremen Multimedial untergebracht werden. Ralf Meyer von der WfG würde dort gerne eine Projektmanagerin installieren, die die Kontakte unter Firmen herstellt. So solle zum Beispiel der Ausbildungsbedarf der Unternehmen ermittelt werden, auf den die hauseigene Akademie dann mit Kursangeboten reagieren könne.

Für den Telekommunikationsriesen ist das Multimedia-Zentrum ein willkommenes Image-Projekt. Außerdem ergeben sich für die Telekom möglicherweise allerhand Kooperationsmöglichkeiten. Gemeinsam mit dem Land Bremen soll die Telekom auch den Aufbau der technischen Infrastruktur finanzieren. Der Zuschußbedarf für Bremen soll dabei bei unter einer Million Mark liegen.

Der Standort Horn ist allerdings nicht unumstritten. Wie berichtet wollen viele der kleinen Internetfirmen lieber in der Innenstadt bleiben, wo sie ein kreativeres Ambiente vorfinden. Ein unter der Federführung der Firma „Farm“geplantes Konzept einer „Wired Community“rund um die Faulenstraße wird aber vorläufig von der WfG nicht gefördert. Im Wirtschaftsressort wollte man jedoch nicht ausschließen, „auch noch in der Innenstadt was zu machen“. Der neue CDU-Wirtschaftssenator Josef Hattig will sich mit dem Thema Multimedia profilieren. Bei der Gründung des Vereins Bremen Multimedial, zu dem sich 27 Unternehmen der Branche zusammengeschlossen haben, hatte er den Kontakt zur Szene gesucht. Joachim Fahrun