■ Schnittplatz
: Schauspieler klagen, Kritiker antworten

Fristen Fernsehkritiker wirklich „ein offenbar trostloses Dasein“, wie es die Ankündigung der Diskussion „Glanz und Elend der Fernsehkritik“ auf den Münchner Medientagen verkündet? Sechs Menschen sitzen auf dem Podium, aber vor allem ist da Reginald Rudorf, alter Haudegen und Herausgeber des Informationsdienstes rundy. Rudorf vertritt, den Großteil der Redezeit allein bestreitend, zwei Thesen. Erstens: Die Hauptaufgabe der Fernsehkritik besteht darin, dem Zuschauer eine Orientierungshilfe zu geben. Zweitens: Sat.1 ist des Teufels und wird sowieso immer schlechter. Darüber ärgert sich der ebenfalls geladene Chefredakteur von Sat.1, Jörg Howe. So sehr, daß er nach einiger Zeit nur noch ab und an ein beherztes Gähnen von sich hören läßt. Immerhin gibt er nach wiederholter Nachfrage leicht zerknirscht zu, so etwas wie das entwürdigende nächtliche Juhnke-Interview würde in seinem Magazin „Blitz“ nicht noch mal gesendet werden. Nachdem das geklärt ist, meldet sich Schauspieler Klausjürgen Wussow zu Wort: „Warum tut ihr nichts gegen die Gewalt im Fernsehen?“ Bei so viel gerechter Entrüstung hilft es auch nichts, daß Detlef Esslinger, Medienredakteur der Süddeutschen Zeitung, Wussow darüber aufklärt, daß zu diesem Thema eher zuviel als zuwenig geschrieben werde. Wussow gibt zu bedenken, er lese schon seit Jahren keine Kritiken mehr. Jürgen Kriwitz, Produzent aus Köln, ist dagegen der tiefgründigen Ansicht, daß viele Fernsehkritiker wohl selbst gerne Regisseure und Schauspieler geworden wären. Aber hier können ihn Esslinger und sein Kollege von der FAZ, Michael Hanfeld, beruhigen. Sie mögen ihren Beruf ganz gern. Und wenn Hanfeld eine eigene Medienseite in seiner Zeitung bekäme, was von allen Beteiligten angemahnt wird, würde er sich wohl mindestens genauso freuen wie abschließend Jürgen Schau, Geschäftsführer der Columbia TriStar und Moderator der Runde. Es sei schön gewesen, diese Fernsehkritiker auch mal „zum Anfassen“ zu Gast gehabt zu haben, das seien ja „Menschen aus Fleisch und Blut“, die man sonst nur aus der Zeitung kenne. Wegzappen konnte man leider nicht. Stefan Kuzmany