Die Elbe soll schöner und sauberer werden

■ Mit Hilfe von Sponsoren soll die Industrielandschaft bei Dessau für die Freizeit attraktiv werden. Die Mittlere Elbe soll unter die besondere Kategorie Kulturlandschaft gestellt werden

Zur Expo 2000 könnte es soweit sein: das Projekt „Lebendige Elbe“ wäre publikumsreif. Das Elbetal bei Dessau könnte als Korrespondenzgebiet der Expo BesucherInnen anlocken und sie davon überzeugen, „daß Deutschland den Schutz von Lebensräumen ernst nimmt“.

So jedenfalls hofft Gerhard Thielcke, Bundesvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe, die zur Zeit große Anstrengungen unternimmt, das Biosphärenreservat Mittlere Elbe zu erweitern und unter den Schutz der Unesco zu stellen. Es soll unter die besondere Kategorie von Kulturlandschaften fallen, die gleichzeitig zum Naturerbe der Menschheit zählen.

Bislang werden in das anspruchsvolle Projekt Schutzgebiete aus DDR-Zeiten eingebracht. So die Auenwälder bei Dessau oder Vogelreviere wie der Neolithteich, der aufs schönste demonstriert, wie aus einem zusammengebrochenen Braunkohle- Untertagebau eine attraktive Seenlandschaft entstehen kann. Oder wie die letzten europäischen Biberreviere, in denen die robusten Tiere überlebten, weil sie nicht ausgerottet wurden. Hinzu kommen ästhetische Kleinode wie die Solitäreichen in den Elbauen: 20.000 einzeln stehende Baumriesen, manche von ihnen 700 Jahre alt. Das Wörlitzer Gartenreich wurde vor 200 Jahren angelegt und gilt als einmaliger Gestaltungsversuch eines großen Landschaftsraums. Das Bauhaus in Dessau zählt bereits zum Weltkulturerbe. Und faßt man alles zusammen, dann könnte eine „ganze Perlenkette“ (Thielcke) daraus werden.

Nur die Elbe selber ist ein Problem. Immer noch verschmutzt – trotz mittlerweile vier Nationalparks (einer in Tschechien, drei in Deutschland). Und dieses Desaster wird auch die Unesco kaum beenden, denn sie zeichnet Naturattraktionen und Kulturleistungen vergangener Zeiten aus und unterstützt so ihre touristische Attraktivität. Sie ist kein politisches Programm zur Sanierung der Umwelt. Das Projekt „Lebendige Elbe“ ist eine von zahlreichen Aktivitäten zum Schutze des Flusses. Es wird von Roberto Epple (European Rivers Network) betreut, der sich bereits erfolgreich für die französische Loire engagiert hat. Epple will „Aktionsformen“ entwickeln, damit „die Leute wieder zu der Elbe gehen“.

Daß Epple nun die „Basis der Menschen“ aktivieren will, macht durchaus Sinn, denn neben Wasserbauämtern sind die erbittersten Gegner der Naturfans vor allem Anwohner, die um ihre Arbeitsplätze bangen. In einem Kommunikationsprogramm will das Projekt allerdings auch die über 400 Umweltgruppen an der Elbe vernetzen. Die nötigen finanziellen Mittel hat die Deutsche Umwelthilfe bei Sponsoren wie Gruner + Jahr aufgetrieben. Das Verlagshaus (mit Sitz an der Elbe) ist sich dafür 600.000 Mark wert. Wenn Epples Vision wahr wird, dann werden „Punkt 14 Uhr am 14. Juli des Jahres 2002 zehntausend Leute in die Elbe springen – zum 1. Internationalen Elbschwimmtag“. Doch bis es mit der Badequalität tatsächlich soweit ist, müssen sich die Touristen, die für den wirtschaftlichen Aufschwung im Biosphärenreservat sorgen sollen, noch mit dem klassischen Sightseeing bescheiden. Oder mit Booten gemütlich über die Elbe schippern und sich dabei wundern, daß es auch hier in dieser Industrieregion landschaftlich reizvolle Idyllen gibt. Das Wasser ist allerdings tabu. Christel Burghoff