Rabattmarken gehen mit der Zeit

In einer bayrischen Kleinstadt bekommen Kunden im Rahmen eines Pilotversuchs beim Einkauf elektronische Bonuspunkte gutgeschrieben  ■ Aus Eichstätt Manuela Knipp-Dengler

Anna Frey ist begeistert. Jeden Tag sieht sie neue Gesichter in ihrem Fotogeschäft. Angelockt wird die zusätzliche Kundschaft durch ein Bonussystem. Drei Prozent Rabatt gibt es seit etwa einem Monat für jeden Einkauf; mehr verbietet das Gesetz. Mit ihrem Foto- und Geschenkartikelgeschäft im oberbayrischen Eichstätt beteiligt sich Anna Frey als eine von 31 kommunalen Gewerbetreibenden am bundesweit ersten Pilotprojekt eines elektronischen Rabattsystems auf Chip-Karte.

Unter dem Motto: „Andere zählen Erbsen – Eichstätt sammelt Punkte“, startete die Volksbank Eichstätt zusammen mit der Deutschen Genossenschafts (DG) Bank vor ein paar Wochen das Pilotprojekt „City Card plus“. Dabei werden – ähnlich wie beim Rabattheft aus Großmutters Zeiten – bei jedem Zahlungsverkehr auf der Karte elektronisch Punkte gesammelt. Ein Punkt hat dabei den Wert von einem halben Pfennig. Ab 1.000 Punkten kann der Geldwert beim Einkauf verrechnet oder bar ausbezahlt werden.

An einer Infosäule vor der Volksbank läßt sich abrufen, welche Rabatte in welchem Laden zu kriegen sind. Und da sind die Schwankungen beträchtlich. Während bei Anna Frey beispielsweise jeder Kauf bonusfähig ist und mit drei Prozent Rabatt belohnt wird, gewähren andere Händler gerade mal einen halben Prozentpunkt und verlangen zudem einen Mindestumsatz von 25 Mark.

Fred Pfaller vom teilnehmenden Biergarten schätzt, daß vor allem Jugendliche und ältere Menschen bei ihm zum Punktesammeln kommen werden. „Die Kids finden es chic, Karten zu besitzen und spannend, für das, was sie kaufen, einen Bonus zu bekommen – für die Älteren wird damit vielleicht ein Stück Nostalgie lebendig.“ Alles in allem ist Pfaller zuversichtlich, daß mit der City Card plus Kundenbindung verstärkt werden kann.

Fast drei Jahre arbeitete die Volksbank Eichstätt an der „Mehrwert-Anwendung“ von Geldkarten. Ziel war es, einen zusätzlichen Anreiz für Kunden und Händler zu schaffen, sich eine „elektronische Geldbörse“ anzuschaffen. So können 8.000 Eichstätter ihre Karte nicht nur mit 400 Mark aufladen und dafür bargeldlos einkaufen – so wie Versuchskunden im vergangenen Jahr in Ravensburg, sondern eben auch Bonuspunkte sammeln. Gert Nunius, Vorstandsmitglied der Volksbank Eichstätt und Vorsitzender der Eichstätter Werbegemeinschaft, hofft, daß die Kunden durch die spielerische Anwendung als Rabatt-Karte ihre Scheu vor dem Plastikgeld verlieren und bald auch die elektronische Geldbörse auf der Karte nutzen.

Der Vorteil für den Kunden soll dann ein doppelter sein. Anstelle von Kleingeld mit sich herumschleppen zu müssen, greift er für seine Einkäufe zur City Card und läßt auch die Kosten für das Haarshampoo direkt abbuchen. Darüber hinaus erhält er, je nach Einkaufssumme eine Treueprämie in Form von Bonuspunkten elektronisch gutgeschrieben.

Die Entwicklungskosten für den Einsatz des elektronischen Bonussystems von über einer Million Mark wurden in der Hauptsache von der DG Bank Frankfurt getragen – mit Unterstützung der Eichstätter Volksbank. Das zur Punkteverrechnung nötige Terminal, das zugleich auch als Computerkasse bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglicht, wird den am Pilotprojekt beteiligten Gewerbetreibenden kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Erwartungen an die neue Citykarte sind groß. So soll sie als Mittel der Kundenbindung den Kaufkraftabfluß ins Umland stoppen. Dem sieht sich die 14.000 Einwohner zählende Bischofsstadt seit Jahren ausgesetzt, so daß Eichstätt im Vergleich mit den anderen bayrischen Kommunen derselben Größenordnung hinsichtlich seiner Kaufkraft bis vor kurzem an letzter Stelle stand.

Das soll sich nun rapide ändern, hofft Nunius. Seine Vision: Alle Gewerbetreibenden sollen Eichstätt zu einem „großen Kaufhaus“ machen. Und als Partner mit dabei haben will er bald auch die Stadtverwaltung. Die soll kartenlesbare Parkuhren aufstellen und ihre Bäder und Busse mit Terminals ausstatten.