„Bestandteil meiner Arbeit“

■ Der Garnhändler Patrick Hohmann versucht, durch partnerschaftlichen Handel „gelebte Anthroposophie“ umzusetzen

Die „Remei AG“ des Schweizers Patrick Hohmann stellt gemeinsam mit einer indischen Spinnerei Textilien her, die als „NaturaLine“ ähnlich günstig verkauft werden wie konventionelle Kleidung.

taz: Auf welchem Weg kommt ein Schweizer Geschäftsmann zur Anthroposophie?

Patrick Hohmann: Ich bin in Ägypten aufgewachsen, im Alter von elf Jahren kam ich in die Schweiz, meine Ausbildung als Textilingenieur habe ich in Deutschland gemacht. Als junger Ingenieur bin ich dann nach Afrika geschickt worden. Dort habe ich gesehen, daß die Investitionen der großen Konzerne nicht funktionierten, und deshalb suchte ich ein System, das funktionierte.

Welches?

Das des Partnerschaftsprinzips. Noch bevor ich Rudolf Steiner entdeckte, habe ich mich damit auseinandergesetzt, wie man zukünftig gerecht und respektvoll mit Menschen umgeht. Steiner habe ich später gelesen, und bei ihm eine fundiertere Ausarbeitung gefunden, an die ich mich gehalten habe. Wenn ich schon an so einem Projekt in Indien mitarbeite, geht es mich einfach etwas an, es so ökologisch und verantwortlich wie möglich zu machen.

Die anthroposophische Einstellung beeinflußt also Ihre tägliche Arbeit?

Für mich hat jeder Mensch das Recht auf ein Schicksal. Der biodynamische Anbau, die offenen Kommunikationsstrukturen und Respektierung der individuellen Kultur und Persönlichkeit sind heilsam für die Sozialstruktur und ebenso wichtig für das menschliche Schicksal. Diese andere innere Einstellung ist wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Aus Partnerschaften werden so Beziehungen und manchmal auch Freundschaften, das ist für mich gelebte Anthroposophie, ohne lästigen Missionarseifer.

Welches persönliche Schicksal führte Sie zur Steinerschen Philosophie?

Die Erziehung meiner vier Kinder in einer Waldorfschule war neben dem dramatischen Erlebnis, beim Bankrott meiner alten Firma alles zu verlieren, ausschlaggebend für die Hinwendung zur Anthroposophie. Da ist in mir die Überzeugung gewachsen, daß Fachwissen zwar wichtig, Menschenachtung aber viel wichtiger ist. Die Welt kann man nur als Gesamtes sehen, in der alle Menschen Weltmitbürger sind, die man respektieren muß. Interview: Eva Blank